Das wirtschaftlich gebeutelte Venezuela hat erstmals seit elf Monaten die Grenze zu Kolumbien für Lebensmitteleinkäufe kurzfristig geöffnet. Zehntausende Venezolaner reisten am Sonntag in die kolumbianische Stadt Cúcuta, um Lebensmittel und Medikamente einzukaufen, die in ihrem Land nicht zu erhalten sind, wie die Zeitung «El Carabobeño» berichtete.
«Wir dachten nicht, dass mehr als 10'000 Menschen über die Grenzbrücken kommen würden», erklärte der zuständige kolumbianische Gouverneur. Der Andrang zeige, dass die Grenze dringend dauerhaft geöffnet bleiben müsse, sagte er. Gemäss der kolumbianischen Grenzbehörde kamen schätzungsweise 35'000 Venezolaner nach Cúcuta.
Schon am Donnerstag hatten rund 500 Frauen den Grenübergang von Táchira nach Cúcuta durchbrochen, um Lebensmittel einzukaufen. Um weiteren illegalen Durchbrüchen vorzubeugen hat der zuständige venezolanischen Gouverneur die zwölfstündige Öffnung erlaubt.
Die Käufer aus Venezuela erklärten, dass die Produkte in Kolumbien trotz der starken Abwertung der venezolanischen Währung und der mutmasslich von den kolumbianischen Händlern kurzfristig erhöhten Preise immer noch billiger seien als auf dem Schwarzmarkt in ihrem Heimatland.
Venezuela in Not
Die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro hatte im August 2015 die Grenzübergänge nach Kolumbien gesperrt, um den Warenschmuggel und das Eindringen von kolumbianischen Paramilitärs zu stoppen.
Venezuela leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Eine galoppierende Inflation macht die Ersparnisse der Bürger zunichte, in den Supermärkten mangelt es an Lebensmitteln. Wegen fehlender Devisen können viele Unternehmen dringend benötigte Rohstoffe nicht mehr einführen.