«Trump hat Führung in New Hampshire beinahe verdoppelt!» – Die CNN-Schlagzeile machte Eindruck. 32 Prozent der republikanischen Wählerschaft wollen angeblich Donald Trump ihre Stimme geben, gab der amerikanische TV-Sender am Dienstag bekannt. Der Populist profitiere von den Terror-Anschlägen in Paris und San Bernardino, interpretierten die Experten sogleich.
Zweifellos spielen die Anschläge dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten in die Hände – doch von einem Durchmarsch ins Weisse Haus ist Trump weit entfernt. Ein Blick ins Kleingedruckte der Umfragen entlarvt deren beschränkte Aussagekraft.
Nur knapp jeder Fünfte hat sich entschieden
So haben sich erst 18 Prozent der Wählerinnen und Wähler in New Hampshire definitiv für einen Kandidaten entschieden. Weitere 26 Prozent tendieren eher in die Richtung eines Kandidaten. Mehr als die Hälfte aber, nämlich 56 Prozent, sind noch unentschlossen.
Tatsächlich hat sich also nur ein kleiner Teil der angeblichen Trump-Wähler definitiv entschieden. Die Zahl von 32 Prozent widerspiegelt nicht das tatsächliche Wahlverhalten, sondern vermutlich eher den hohen Bekanntheitsgrad von Trump zum jetzigen Zeitpunkt.
Niemand hat so viele Gegner
Hingegen gibt mehr als ein Viertel der republikanischen Wählerschaft bereits jetzt an, Trump auf keinen Fall wählen zu wollen. So viele Gegner bei der republikanischen Basis hat kein anderer Kandidat. Trump mag zwar eine euphorisierte Fangemeinde haben, von einer breit abgestützten Unterstützung kann aber bisher keine Rede sein. Zudem wurde die Umfrage noch vor seinen demagogischen Äusserungen zu einem Einreiseverbot für Muslime durchgeführt.
Erfahrungsgemäss entscheiden sich die Wähler erst in den letzten Tagen und Wochen vor dem Urnengang. Die Primaries in New Hampshire finden am 9. Februar statt. Auch die Wahl-Analysten von Real Clear Politics und Five Thirty Eight warnen deshalb davor, den aktuellen Umfragen allzu hohe Bedeutung zuzumessen.
Die ehrliche Schlagzeile am Dienstag hätte also lauten müssen: «82 Prozent der Wählerinnen und Wähler in New Hampshire haben sich noch nicht entschieden, wem sie ihre Stimme geben werden». Nur hätte sich das auf CNN nicht als «Breaking News» verkaufen lassen.