Die Opposition in Venezuela hat eine weitere Hürde in ihrem Streben nach einem Referendum zur Amtsenthebung von Präsident Nicolás Maduro genommen. Noch aber braucht es eine zweite Unterschriftensammlung, bevor das Volk zur Urne gerufen wird. Die amtierende Regierung versucht alles, diesen Prozess hinauszuzögern.
Derweil leiden die Venezolaner immer stärker unter der Krise, deren Ursache der Unfähigkeit der Regierung Maduro zugeschrieben wird, wie SRF-Südamerikakorrespondent Ulrich Achermann sagt.
SRF News: Die Versorgungskrise in Venezuela wird immer akuter. Wo zeigt sie sich am stärksten?
Ulrich Achermann: Besonders prekär ist die Lage bei den Grundnahrungsmitteln und den Medikamenten. Brot, Milch und sowieso alle Produkte, deren Preise staatlich kontrolliert werden, sind nur schwer zu bekommen. Die Situation ist absurd: In jedem Supermarkt erhält man dutzende verschiedene Sorten Rotwein aus dem Ausland; aber Mehl, Milch und Zucker gibt es nicht.
Inzwischen ist eine Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr zufrieden mit Maduro. Weshalb aber halten die Streitkräfte nach wie vor zum chavistischen Präsidenten?
Rund die Hälfte von Maduros Minister sind Militärs, zudem hat er die Armee mit Pfründen versorgt. So betreibt das Militär eigene Erdöl- und Bergbaubetriebe. Damit verfügt die Armee über grosse Einnahmen.
Die Opposition ist gegen Maduro und seine Chavisten. Welches Programm hat sie darüber hinaus?
Das würden alle gerne wissen. Derzeit ist die Opposition bloss darauf eingeschworen, Maduro von der Macht zu verdrängen. Es gibt aber immer wieder Berichte über eine Spaltung des bürgerlichen Lagers. Bislang hat die Opposition auch noch keinen Regierungsplan vorgelegt, wie sie Venezuela regieren würde. Es ist völlig offen, was sie anders und besser machen würde als Maduro.
Das Gespräch führte Roman Fillinger.