El Baradei begründet seinen Rücktritt damit, dass er nicht mehr hinter den Entscheidungen der letzten Stunden und Tagen stehen könne. «Vielleicht will er damit auch ein bisschen seine Reputation retten», so Pascal Weber aus Kairo zur «Tagesschau». Er sei von Beginn weg «so ein wenig der zivile Anstrich» der Übergangsregierung des Militärs gewesen.
Der Rücktritt El Baradeis zeige aber mit aller Deutlichkeit: «Die ausgleichenden Stimmen dieser Übergangsregierung haben nun defintitv verloren. Die alten Kräfte des Sicherheitsapparats haben nun freie Bahn.»
«Der Notstand weckt Erinnerungen an die Militärdiktatur und an Mubarak. Er hatte den Ausnahmezustand mehr als dreissig Jahre lang aufrechterhalten», erklärt der SRF-Korrespondent. Dies käme in Ägypten gar nicht gut an, sagt er in der «Tagesschau».
«Mit der Ausrufung des Notstands haben die Sicherheitskräfte in Ägypten noch weitere Befugnisse erhalten», erklärt Weber. So könnten jetzt Leute auf der Strasse verhaftet und Menschenansammlungen noch leichter aufgelöst werden.
Dennoch glaubt der SRF-Korrespondent nicht, dass es jetzt zu einem Bürgerkrieg kommt. Aber das Land stehe wohl vor einer sehr langen und vor allem auch sehr blutigen Auseinandersetzung zwischen dem Sicherheitsapparat und den Islamisten.
Hunderte Todesopfer
Über die Zahl der Toten lägen widersprüchliche Angaben vor. Die Angaben der Sicherheitskräfte seien sicher zu tief, diejenigen der Muslimbrüder sicher zu hoch, sagt der SRF-Korrespondent. Inzwischen gibt es eine offizielle Zahl: Landesweit sollem bei den Unruhen 278 Menschen ums Leben gekommen sein.
«Es ist klar, die Übergangsregierung hat heute eine Büchse der Pandora geöffnet», so Weber. «Es steht wohl ein langer und wohl auch blutiger Konflikt zwischen Sicherheitskräften und Anhängern des abgesetzten Präsidenten Mursi bevor.»