«Endlich» werden die geplagten Zyprer sagen – die Bankschalter werden wieder geöffnet. Ab 11.00 Uhr MEZ können wieder Bankgeschäfte abgewickelt werden – dies aber nur eingeschränkt. Aus Angst vor einer Kapitalflucht unterliegen die Bankgeschäfte speziellen Regeln.
Der Höchstbetrag, den man täglich pro Person und Konto bekommen kann, wird 300 Euro sein. Daueraufträge für die Zahlung von Löhnen über das Online-Bankingsystem werden wieder erlaubt. Damit sollen alle Angestellten ihre Gehälter erhalten.
Zudem sollen umfangreiche Einschränkungen des Zahlungsverkehrs den Abfluss von Kapital nach einer Öffnung der Banken verhindern. Der Beschluss der Zentralbank sieht Grenzen für Auslandsüberweisungen sowie Auflagen für Immobilienverkäufe und für die Abwicklung von Exportgeschäften vor.
Möglichst viel Geld im Land halten
Im Einzelnen sollen Auslandsüberweisungen und Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland pro Person und Bank auf 5000 Euro beschränkt werden. Für Beträge bis zu 200'000 Euro ist eine Genehmigung der Zentralbank notwendig. Zyprer sollen zudem pro Auslandsreise maximal 1000 Euro Bargeld mit sich führen dürfen. Festgeldanlagen dürfen nicht vorzeitig gekündigt werden.
Im Ausland studierende Zyprer sollen zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes pro Quartal maximal 5000 Euro aus der Heimat erhalten können. Exporteinnahmen müssen den Behörden binnen zwei Wochen gemeldet werden. Dies gilt auch für Gewinne, die mit dem Verkauf von Immobilien erzielt werden.
Russen bangen um ihr Geld
Polizeistreifen zeigten in der Innenstadt Präsenz und fuhren von Bank zu Bank. Vor einzelnen Filialen standen bereits vor allem ältere Kunden, um auf die Öffnung zu warten.
Die Angst vor einem sogenannten «Bank Run» in Zypern ist enorm. In allen Radio- und Fernsehsendern riefen Sprecher von Behörden und Institutionen zur Ruhe auf. «Ruhe bewahren. Nicht in die Banken strömen. Was man heute nicht erledigen muss, kann man auch morgen machen», sagte eine Sprecherin der Zentralbank Zyperns.
Nicht nur die eigenen Bürger werden versuchen an ihr Geld zu kommen. So zeichnen Moskauer Medien ein Bild von rappelvollen Flugzeugen mit verunsicherten Russen auf dem Weg zu ihrem Zypern-Geld.
Experten rechnen, dass etwa 30 Prozent aller Einlagen auf Zypern den Russen gehören. Also rund 20 Milliarden Euro. Eine Massenflucht des Kapitals gilt als wahrscheinlich. Die ehemals engen Beziehungen russischer Kunden mit zyprischen Banken scheinen ein Ende zu nehmen.
Bankvorstände entlassen
Im Rahmen der Krise sind die Vorstände der Bank of Cyprus und Laiki Bank entlassen worden. Dies bewirkte die Geldgeber-Troika und Zyperns Regierung. Damit soll die Sanierung der Finanzinstitute erleichtert werden. Bereits am Dienstag war Andreas Artemis, der Verwaltungsratschef der Bank of Cyprus, zurückgetreten.
Informationen über einen Rücktritt des Chefs der Notenbank, Panikos Demetriades, wurden indes aus offiziellen Quellen nicht bestätigt. Er war in die Kritik geraten, weil offenbar grosse Kapitalsummen von den zyprischen Banken abgezogen wurden – trotz gesperrter Konten.
Verdacht auf grosse Kapitalabflüsse
Laut dem deutschen Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» gibt es Anzeichen, dass «vor dem Beschluss des ersten Rettungspakets in den frühen Morgenstunden des 16. März grosse Mengen Kapital aus der Laiki-Bank und der Bank of Cyprus abgeflossen sind». Darum mehren sich nun Vorwürfe an die Notenbank, die Kontrollen der Kapitalflüsse seien zu lasch gewesen.
Parlamentspräsident Giannakis Omirou will den Verdacht prüfen. Im Zentrum der Untersuchungen stehen ungewöhnlich hohe Geldüberweisungen ins Ausland sowie grössere Bargeld-Abhebungen vor der Bankenschliessung in Zypern.