An der internationalen Jemen-Konferenz in Genf ist deutlich weniger Geld zusammengekommen, als die UNO erhofft hatte. Bloss 1.7 Milliarden Dollar sollen 2021 für das bürgerkriegsgeschüttelte Land bereitgestellt werden. Das ist deutlich weniger als in den vergangenen beiden Jahren. Dabei hatte UNO-Generalsekretär António Guterres Jemen kürzlich als «besondere Art der Hölle» bezeichnet.
Und genau deshalb hat sich bei vielen Staaten breit gemacht, was im Englischen «Donor fatigue» genannt wird: Spendenmüdigkeit. Der Konflikt zwischen den sunnitisch geprägten Regierungstruppen sowie dem Süd-Übergangsrat einerseits und den schiitischen Huthi-Rebellen anderseits ist zum scheinbar ausweglosen Stellvertreterkrieg verkommen.
Aufseiten der Sunniten im Süden und Osten kämpfen die Saudis und andere arabische Staaten, während der Iran die Huthi im Nordwesten unterstützt. Die Lage ist verfahren, keine der beiden Seiten kann auf einen Sieg hoffen.
Hunger als Waffe missbraucht
Die Hilfsmilliarden aus dem Ausland sind dabei längst Teil des Konflikts geworden, genauso wie die Not der Bevölkerung. Das Welternährungsprogramm der UNO beklagt, der Hunger werde im Jemen-Krieg von den Konfliktparteien systematisch missbraucht.
Die Huthi-Rebellen müssen sich seit längerem den Vorwurf gefallen lassen, Nahrungsmittellieferungen zu stehlen. Umgekehrt sollen sie Raketen mit Lebensmitteln bestückt haben, um die eine belagerte Gegend in der Nähe von Al-Hudaida zu versorgen. USAID, die Hilfsbehörde der USA, hat die Lieferungen in den Nordwesten eingestellt. Der Behörde wurde wiederum zum Vorwurf gemacht, den Nordwesten aus politischen Gründen aufgegeben zu haben, zumal die USA bis vor kurzem aufseiten der Saudis am Krieg beteiligt waren.
Spender sind müde und kraftlos
Dazu kommt, dass die Geberländer selbst unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie leiden und dass auf der ganzen Welt die Wunschlisten länger geworden sind. Die Spender sind nicht nur müde, sie sind auch kraftlos.
Grosszügig an der Jemen-Geberkonferenz haben sich bloss die Saudis gezeigt. Mit 430 Millionen Dollar liegen ihre Zusagen ein Mehrfaches über jenen der USA oder der EU. Dabei suchen die Saudis längst einen Ausweg aus einem Krieg, den auch sie, trotz militärischer Überlegenheit, nicht gewinnen können. Erst recht, seit der neue amerikanische Präsident Joe Biden angekündigt hat, die Unterstützung der Saudis im Jemen-Krieg einzustellen.
Die Spendenmüdigkeit der internationalen Gemeinschaft vergrössert noch die Not der Jemeniten – ihre Kriegsmüdigkeit könnte aber zumindest zur Folge haben, dass der Jemen-Konflikt nicht weiter von aussen angeheizt wird.