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Jagd auf über 2000 Wale Zwei Unternehmen dürfen wieder Wale in Island jagen

Island vergibt Walfanglizenzen für die nächsten fünf Jahre – ein Entscheid der abtretenden Regierung. Tierschutzorganisationen zeigen sich entsetzt.

209 Finnwale und 217 Zwergwale pro Jahr – so viele Wale dürfen zwei Walfangunternehmen in den nächsten fünf Jahren jagen. Die isländische Regierung hat unter der Leitung des abtretenden Premierministers Bjarni Benediktsson die entsprechenden Lizenzen vergeben.

Der Chef der Unabhängigkeitspartei wurde letzten Sonntag abgewählt . Mit dem Wal-Entscheid kommt Benediktsson seinen Wählerinnen und Wählern ein letztes Mal entgegen. Und er gebe der kommenden Regierung «einen Schuss vor den Bug», sagt SRF-Nordeuropakorrespondent Bruno Kaufmann.

Kaufmann spricht von einem «Doppelschlag». Eine Koalition aus Sozialdemokraten, Liberalen und der Volkspartei wird voraussichtlich die neue Regierung stellen – diese Koalition lehnt den Walfang ab. Zusätzlich stelle diese Entscheidung auch eine Hürde für Islands mögliche Annäherung an die EU dar. «Ein Land, das Wale jagt, ist für die EU kein Partner.»

Kritik vom Tierschutz, doch ein Rückzug ist heikel

Tierschutzorganisationen kritisieren die langfristige Vergabe von Walfanglizenzen; sie könnten auf die neue Regierung einwirken, die Lizenzen zurückzuziehen. Doch so einfach ist ein Rückzug nicht: Sollte die neue Regierung die Lizenzen tatsächlich zurückziehen, könnte es zu rechtlichen Konsequenzen und Schadensersatzforderungen von den betroffenen Unternehmen kommen. Alternativ könnte die neue Regierung zusätzliche Hürden einführen, beispielsweise zur Art des Jagens.

Männer auf Kai neben einem toten Wal an der Küste.
Legende: Das Know-how zum Walfang schwindet auf Island. Der einzige richtig aktive Walfänger, Kristjan Loftsson, ist über 80 Jahre alt. «Seine Flotte an Walfangfahrzeugen rostet im Hafen nördlich von Reykjavik dahin», sagt Bruno Kaufmann. imago images/snapshot/B. Niehaus (08.09.2023)

Die wirtschaftliche Bedeutung des Walfangs auf Island ist mittlerweile sehr gering. Walfleisch ist in der Bevölkerung kaum noch gefragt. In einigen Restaurants in Touristengebieten wird es noch als Besonderheit angeboten. Die neuen Lizenzen sind also mehr ein politisches Signal, so Kaufmann. «Hier geht es um Politik, dass die alte der neuen Regierung noch eines auswischen möchte.»

SRF 4 News, 06.12.2024, 11:20 Uhr ; 

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