Zum Inhalt springen

Vorgezogene Parlamentswahl Island: Sozialdemokratische Allianz wird stärkste Partei

  • Island hat ein neues Parlament gewählt: Die bislang oppositionelle sozialdemokratische Allianz gewinnt mit 20.8 Prozent 15 der 63 Parlamentssitze.
  • Dahinter folgt mit 19.4 Prozent und somit 14 Sitzen die liberal-konservative Unabhängigkeitspartei von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson.
  • Die Parteien benötigen 32 Sitze für eine Mehrheit im Parlament.

Die Sozialdemokraten, angeführt von Kristrun Frostadottir, erringen laut isländischem Rundfunk am meisten Stimmen und somit 15 Parlamentssizte. Dies entspricht einer Verdopplung ihres Ergebnisses im Vergleich zur Wahl 2021, wie aus vorläufigen Zahlen hervorging, die der Rundfunksender RÚV nach Auszählung aller abgegebenen Stimmen veröffentlicht hat. Die Wahlbeteiligung am Samstag betrug rund 80 Prozent.

Somit wird die derzeitige Regierungskoaltion abgelöst. Die 36-jährige Frostadottir, die vor zwei Jahren den Parteivorsitz übernahm, setzt sich für das nordische Wohlfahrtsmodell ein und verspricht, die hohen Lebenshaltungskosten zu bekämpfen.

Bisherige Regierungsparteien lassen Federn

Während neben den Sozialdemokraten auch andere Oppositionsparteien starke Zugewinne verzeichneten, stürzten die drei bisherigen Regierungsparteien teils kräftig ab: Die liberalkonservative Unabhängigkeitspartei von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson landete trotz Verlusten mit 1.4 Prozentpunkten Rückstand auf die Sozialdemokraten zumindest auf Rang zwei.

Eine Person gibt ihre Stimme ab.
Legende: Knapp 270'000 wahlberechtigte Bewohnerinnen und Bewohner waren aufgerufen, die 63 Abgeordnetensitze im Parlament in der Hauptstadt Reykjavik mit ihren Stimmen neu zu vergeben. Keystone/Marco Di Marco/Symbolbild

Schlimmer traf es die in der politischen Mitte angesiedelte Fortschrittspartei, die von mehr als 17 auf unter 8 Prozent abrutschte. Die Links-Grüne Bewegung flog nach mehr als 12 Prozent im Jahr 2021 sogar aus dem Parlament. Künftig sind nur noch sechs statt acht Parteien im Althing in Reykjavik vertreten – neben den Links-Grünen scheiterte auch die Piratenpartei an der Fünf-Prozent-Hürde. 

Sozialdemokraten auf mindestens zwei Juniorpartner angewiesen

Eine Fortführung der Regierungskoalition, die erst fast sieben Jahre lang von der Links-Grünen Katrín Jakobsdóttir und seit April von ihrem Nachfolger Benediktsson angeführt wurde, ist damit ausgeschlossen. Die Koalition hatte lange Zeit mit grossen Unstimmigkeiten etwa in Migrations- und Energiefragen zu kämpfen, weshalb sie Mitte Oktober letztlich auch zerbrochen war.

Damit dürften die Sozialdemokraten um ihre Vorsitzende Kristrún Frostadóttir bald mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Mit ihren voraussichtlich 15 Parlamentsmandaten sind sie für eine Mehrheit auf mindestens zwei Juniorpartner angewiesen. Möglich wäre etwa eine Mitte-Koalition mit der Liberalen Reformpartei (Vidreisn) und der Volkspartei. Als eher unwahrscheinlich wird dagegen eine Zusammenarbeit mit Benediktssons Unabhängigkeitspartei betrachtet.

Eigentlich sollten die Parlamentswahlen in Island erst im kommenden Spätsommer stattfinden. Weil die regierende Drei-Parteien-Koalition von Benediktsson im Oktober allerdings auseinandergebrochen war, mussten die Wahlen vorgezogen werden.

SRF 4 News, 01.12.2024, 04:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel