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Kampf gegen Überfischung Ringen um ein griffiges Fischerei-Abkommen in der WTO

Eigentlich herrscht Einigkeit unter den 164 Staaten. Doch der Teufel steckt in den Details des Abkommens.

Immer mehr Fischer weltweit beklagen leere oder fast leere Fischernetze. Denn um die Fischbestände steht es vielerorts nicht gut.

Mehr als 30 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt, 60 Prozent sind maximal genutzt.
Autor: Rüdiger Voss Fischerei-Biologe Uni Leipzig

Der Klimawandel setze den Fischen zu, doch das Hauptproblem ist ganz klar die Überfischung der Meere, wie Rüdiger Voss, Fischerei-Biologe an der Universität Leipzig, betont: «Mehr als 30 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt, 60 Prozent sind maximal genutzt.»

Subventionen befördern Überfischung

Gefördert wird die Überfischung auch durch Subventionen, welche viele Staaten ihren Fischern und Fischerei-Betrieben zahlen. Besonders schädlich seien zum Beispiel Treibstoff-Subventionen, so Voss.

Denn so können die Schiffe immer entferntere Gebiete anfahren und abfischen, ausserdem ist es dank des billigen Treibstoffs auch möglich, grössere und schwerere Schleppnetze hinterherzuziehen.

Bislang ist es nicht gelungen, solche Subventionen generell abzuschaffen – zu gross sind die Widerstände einzelner Fischerei-Nationen. Doch immerhin haben sich die Mitglieder der Welthandelsorganisation WTO 2022 in Genf darauf geeinigt, Subventionen für die problematischsten Formen der Fischerei zu beenden.

Ein erster Schritt ist getan

Das Fischerei-Abkommen untersage Subventionen an Fischer, wenn diese illegal fischten oder wenn die Fische, nach denen sie suchen, stark überfischt seien, sagt Tristan Irschlinger von der Denkfabrik International Institute for Sustainable Development in Genf. Auch die unregulierte Fischerei auf hoher See solle nicht mehr subventioniert werden.

Volles Fischernetz auf einem Trawler.
Legende: Volles Fischernetz – der Traum aller Fischer auf den Weltmeeren. Doch viele Gebiete und Arten sind überfischt oder nahe dran. Darum will die WTO schädliche Praktiken, welche die Überfischung noch verstärken, verbieten. Keystone / Vickie Flores

Diese Massnahmen sind ein erster Schritt. Aber sie genügen laut Experten nicht, um das Problem der Überfischung zu lösen. Denn die Verbote greifen erst, wenn die Überfischung schon stark fortgeschritten ist.

Die Mitgliedstaaten der WTO kamen deshalb überein, weiter über das Thema zu verhandeln. So soll nächste Woche an der Ministerkonferenz in Abu Dhabi ein Abkommen verabschiedet werden, das das Problem an der Wurzel packt.

Um die Details wird noch gerungen

«Ziel ist es, die Haupttreiber der Überfischung auszuschalten», betont Irschlinger. Konkret sollen Subventionen verboten oder eingeschränkt werden, die zur Überfischung beitragen. Dazu gehören etwa die Treibstoff-Subventionen oder Subventionen zur Finanzierung von grösseren Schiffen.

Im Grundsatz herrscht offenbar Einigkeit. Doch der Teufel steckt im Detail. So wird noch um Ausnahmen, Übergangsfristen und Meldepflichten gerungen. Ob sich die 164 Mitgliedstaaten der WTO tatsächlich auf weitere Massnahmen einigen können, ist deshalb noch unklar.

Verzögerungen bei der Ratifizierung

Kommt hinzu: Das gefeierte Fischerei-Abkommen von 2022 ist noch gar nicht in Kraft. Bis jetzt ist es nicht gelungen, die nötigen 109 Unterschriften zu bekommen. Das liege aber nicht am fehlenden Willen der Staaten, sagt Irschlinger.

«Manche Länder warten zu und schauen, ob nächste Woche weitere Regeln beschlossen werden, um dann das ganze Massnahmenpaket in einem Zug zu ratifizieren.» Bei anderen dauere der innenpolitische Prozess einfach lange.

Für den Schutz der weltweiten Fischbestände ist das freilich wenig hilfreich.

Rendez-vous, 21.2.2024, 12:30 Uhr

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