Am Bundesparteitag der CDU in Hamburg werden 1001 Delegierte über die Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispitze entscheiden. Wer auch immer das Amt übernehmen wird, gilt als designierter Kanzlerkandidat.
Merkel ist seit 2000 Bundesvorsitzende der CDU. Wegen enttäuschender Wahlergebnisse in Bayern und Hessen hatte sie Ende Oktober angekündigt, nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren.
Drei Kandidaten stehen zur Wahl – auch wenn die Delegierten theoretisch am Parteitag weitere Kandidatenvorschläge einreichen können.
Annegret Kramp-Karrenbauer: Die Stärke der CDU-Generalsekretärin ist gleichzeitig ihr Makel. Sie steht nicht für einen Bruch mit der Politik Merkels, sondern für eine sanfte Kurskorrektur. Dem rechten Parteiflügel könnte das zu wenig sein, alle anderen sehen darin vielleicht eine einigende Kraft, die einer Spaltung der Partei entgegenwirken könnte.
Die ehemalige Ministerpräsidentin des Saarlands steht für konservative Positionen wie ein Nein zur Ehe für alle und eine schnellere Ausweisung krimineller Asylbewerber. Allerdings vertritt sie auch dezidiert soziale Anliegen wie eine finanzielle Entlastung von Bezügern kleiner Renten. Die Frauen-Union, der CDU-Arbeitnehmerflügel und der frühere Sozialminister Norbert Blüm haben sich bereits öffentlich für die 56-jährige Saarländerin ausgesprochen.
Friedrich Merz: Er war der erste, der seinen Hut als Merkel-Nachfolger in den Ring geworfen hat. Der 63-jährige Sauerländer steht für einen wirtschaftsliberalen Kurs. Merz ist der Favorit der Merkel-Gegner in der Partei. Mit Merkel liegt Merz nach Streitigkeiten Anfang der 2000er Jahre über Kreuz. Um auch bei der Pro-Merkel-Fraktion punkten zu können, betonte Merz öffentlich Zustimmung zu Merkel-Positionen – wie etwa der abgeschafften Wehrpflicht.
Merz gilt als Kandidat der Wirtschaft und ist Favorit der ostdeutschen Verbände. Er fordert eine offene Diskussion über das Grundrecht auf Asyl. Abschaffen will er dieses aber nicht. Für Kritik sorgte ein Interview mit der «Bild»-Zeitung, wo er sich selbst in der «gehobenen Mittelklasse» verortete. Merz gilt als Vermögensmillionär. Der 63-Jährige ist bekannt als mitreissender Redner. Bundestagspräsident und Parteikollege Wolfgang Schäuble meinte, ein Parteivorsitzender Merz wäre «das Beste für das Land».
Jens Spahn: Der amtierende Gesundheitsminister im Kabinett Merkel IV hat kaum Chancen auf den Parteivorsitz. Parteikollegen rieten ihm sogar zu einem Verzicht auf eine Kandidatur. Spahn gilt als Merkel-Kritiker, insbesondere ihrer Asylpolitik. Weil Friedrich Merz aber als Merkel-Gegner mit mehr Profil gilt, kann Spahn damit kaum punkten. Aufgrund seines jungen Alters – Spahn ist 38-jährig – hat er den Generationenwechsel innerhalb der Partei auf seine Fahnen geschrieben.