Worum geht es? China leidet unter Kohleknappheit. Der Verband der chinesischen Kohleindustrie hat kürzlich gewarnt, er sei mit Blick auf die Versorgungssicherheit im Winter «nicht optimistisch». Da Kohle in China primär zur Stromerzeugung genutzt wird, kommt es auch zu Stromausfällen.
Was sind die Folgen? Im September haben die Stromausfälle Chinas Industrieproduktion gebremst. Von der Pandemie hat sich Chinas Wirtschaft weitgehend erholt, aber in den letzten Monaten brach die Dynamik zusammen. Denn neben der Stromknappheit beeinflussen auch die höheren Rohstoffpreise und strengere Emissionsnormen die Produktion. Insbesondere bei Metallen und Halbleitern sind die Preise gestiegen.
Wie konnte es zur Kohleknappheit kommen? «Auch China hat sich umorientiert und will grüner und vor allem sicherer produzieren», sagt Cornelia Meyer. Meyer ist Ökonomin, Publizistin und Energieexpertin. Erschwerend kommt dazu, dass 27 Kohlekraftwerke in der Provinz Jiangxi 27 Kohlekraftwerke überschwemmt sind. Sie können keinen Strom mehr produzieren.
Auf Angebotsseite kam weniger Kohle rein und die Nachfrage ist gleichzeitig gestiegen.
Von wem kauft China Kohle? China importiere Kohle vor allem aus Australien, so die Energieexpertin. Doch mit Australien steht das Land zurzeit ökonomisch im Clinch. «Auf der Angebotsseite kam weniger Kohle rein und die Nachfrage ist gestiegen.»
Wie geht der Staat mit der Stromknappheit um? In weiten Teilen Chinas sei die Elektrizitätsversorgung rationiert worden, so die Expertin. Das sei an sich nichts Aussergewöhnliches, aussergewöhnlich sei nur das Ausmass. Viele Firmen mussten ihre Produktion einstellen.
Müssen die Chinesinnen und Chinese im kommenden Winter frieren? Laut Meldungen von Nachrichtenagenturen befürchten das viele. Doch die Expertin relativiert: «China ist eine Planwirtschaft und versteht sich immer noch als kommunistisch-sozialistisch. In China wird man schon schauen, dass die Leute heizen können.» Sie mache sich deshalb für China weniger Sorgen.
Hat die jetzige Situation Auswirkungen auf die Weltwirtschaft? «China wurde quasi zur Werkstätte der Welt. Die jetzige Krise hat einen Einfluss darauf, wie viel und was das Land exportieren kann.» Lieferketten seien unterbrochen und die Transportkosten seien in die Höhe geschnellt. Fazit: «Es wird inflationäre Auswirkungen haben.»