- Nach den Ausschreitungen im serbisch bevölkerten Norden des Kosovos am Vortag war die Lage am Morgen ruhig. Dies berichteten kosovarische und serbische Medien.
- Militante Serben in drei nordkosovarischen Gemeinden hatten am Freitag kosovarische Polizisten angegriffen, die sich Zugang zu den Gemeindeämtern verschaffen wollten, wie die Polizei in Pristina mitteilte.
- Deutschland, die USA, Grossbritannien, Frankreich und Italien kritisierten das Vorgehen der Kosovo-Polizei.
- Nach Zusammenstössen hat der serbische Präsident Aleksandar Vucic die Armee seines Landes in Bereitschaft versetzt.
Die Serben wollten verhindern, dass die neuen Bürgermeister in den Gemeinden Zvecan, Leposavic und Zubin Potok ihr Amt antreten. Deren Wahl im Vormonat hatten die Serben im Nord-Kosovo boykottiert. Die Wahlbeteiligung lag deshalb bei nur 3.5 Prozent. Die neuen Bürgermeister kommen von albanischen Parteien. Im Rest des Kosovos leben fast ausschliesslich Albaner.
Die Situation war am Freitag vor allem in Zvecan eskaliert. Die Kosovo-Polizei trieb die Menge mit Tränengas auseinander. Fünf Polizisten erlitten Verletzungen, hiess es in der Polizei-Mitteilung. Die Serben beklagten wiederum Leichtverletzte infolge des Tränengaseinsatzes. Fahrzeuge der Kosovo-Polizei und der EU-Rechtsstaatsmission Eulex wurden angezündet oder beschädigt.
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic versetzte die Streitkräfte des Nachbarlandes in Bereitschaft. Belgrad findet sich mit der 2008 erklärten Unabhängigkeit seiner einstigen Provinz nicht ab und verlangt ihre Rückgabe.
Kritik am Vorgehen der Kosovo-Polizei
Deutschland, die USA, Grossbritannien, Frankreich und Italien kritisierten das Vorgehen der Kosovo-Polizei mit ungewöhnlich deutlichen Worten. «Wir verurteilen die Entscheidung des Kosovos, sich trotz unserer Aufrufe zur Zurückhaltung den Zugang zu den Gemeindegebäuden im Nord-Kosovo erzwungen zu haben», hiess es in einer gemeinsamen Erklärung der Aussenministerien der fünf Länder. Über die Anordnung der Bereitschaft für die serbischen Streitkräfte zeigten sich die westlichen Länder «besorgt».