Der Glockenturm von Xi’an ist ein Touristenmagnet. Junge Chinesinnen und Chinesen posieren vor dem historischen Gebäude für Fotos, darunter auch die Lehrerin Zhou Mengfei: «Xi'an spielt eine wichtige Rolle in Chinas Geschichte und war einst das Tor zur Seidenstrasse.»
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Bild 1 von 2. Der Glockenturm von Xi'an ist bei Touristinnen und Touristen beliebt. Doch der Ort war auch in der Vergangenheit wichtig für Chinas Wirtschaft. Bildquelle: SRF / Claudia Stahel.
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Bild 2 von 2. Xi'an galt als Tor zur chinesischen Seidenstrasse, der Handelsroute mit Europa. Bildquelle: SRF / Claudia Stahel.
In der Antike und im Mittelalter war die Seidenstrasse die wichtigste Handelsroute zwischen China und Europa. Mit dem wachsenden Seehandel in der frühen Neuzeit verlor dieser Landweg und damit auch die Stadt Xi’an an Bedeutung. Bis vor zehn Jahren, als Chinas Präsident Xi Jinping die Idee einer neuen Seidenstrasse lancierte.
Der Güterbahnhof von Xi'an ist heute ein wichtiger Knotenpunkt des Projekts. Davon profitieren lokale Unternehmer wie Chao Yonglin: «In China ist der Handel in den Küstengebieten sehr viel stärker entwickelt. Xi’an liegt im Landesinnern und war deshalb in der Vergangenheit kaum in das Import- oder Exportgeschäft involviert. Aber dank der Belt-and-Road-Initiative haben wir nun mehr Möglichkeiten.»
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Bild 1 von 2. Der Güterbahnhof von Xi'an ist ein wichtiger Knotenpunkt der neuen chinesischen Seidenstrasse. Bildquelle: SRF / Claudia Stahel.
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Bild 2 von 2. Die Stadt im Landesinneren hat vom chinesischen Prestigeprojekt profitiert. Bildquelle: SRF / Claudia Stahel.
Chao Yonglin und seine kirgisische Frau betreiben verschiedene Onlineshops auf Russisch und verkaufen in China produziertes Küchenzubehör nach Zentralasien und Russland. «Die Zugfahrt nach Moskau dauert zehn bis zwölf Tage. Das ist für Fracht ab Xi’an sehr schnell.»
Auf dem Weg nach Moskau durchquert die neue Seidenstrasse mehrere Provinzen und Städte, darunter auch Zhangye. Die Kleinstadt in der Provinz Gansu lebt vor allem von der Landwirtschaft. Am Stadtrand stehen moderne Gewächshäuser, gefördert vom Staat. «Die Belt-and-Raod-Initiative ist eine nationale Politik», erklärt Taxifahrer Wang Yingchao. «Es geht vor allem darum, die lokale Wirtschaft anzukurbeln.»
Auch der Tourismus profitiert
Nicht nur der Handel profitiert von der neuen Seidenstrasse, sondern auch andere Wirtschaftszweige wie zum Beispiel der Tourismus. Die Region vermarktet mittlerweile unter dem Label Belt-and-Road auch ihre Sehenswürdigkeiten, wie etwa die nahe gelegenen Regenbogenberge.
Allein dieses Jahr haben bereits über zwei Millionen Menschen diese Berge besucht. «Früher kam niemand nach Zhangye, um zu investieren», erinnert sich Wang Yingchao. «Nun konsumieren die Touristen hier, davon haben auch wir Einheimischen etwas.»
Weiter im Nordwesten, in der Provinz Xinjiang, überquert die neue Seidenstrasse schliesslich die Grenze zu Kasachstan. Auch in der chinesischen Grenzstadt Khorgos steht man hinter dem Infrastrukturprojekt.
Wang Jigang vom lokalen Tourismusbüro will nur über die positiven Seiten der neuen Seidenstrasse sprechen. «Als die Menschen vor zehn Jahren nach Khorgos kamen, sahen sie einen Ort mit rückständiger Infrastruktur, kleiner Bevölkerungszahl und veralteter Denkweise.» Heute sei Khorgos eine brandneue Stadt mit einer vielversprechenden Zukunft.
Aus chinesischer Sicht ist die neue Seidenstrasse eine Erfolgsgeschichte, auch wenn die Wahrnehmung im Westen zunehmend eine andere ist.