- Die russische Frauen-Punkband Pussy Riot, die seit Jahren mit Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin für Aufsehen sorgt, hat in der Kaserne Basel ein Konzert gegeben.
- Für ihr Engagement nahmen die Aktivistinnen in der Vergangenheit bereits Repression und Gefängnisstrafen in Kauf.
- Ihr Engagement gilt nun dem Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine.
«Wir denken, es ist sehr wichtig, nun mit dem Publikum in Europa zu sprechen», sagt Bandmitglied Marija Aljochina gegenüber «10vor10». «Denn das Geld, um diesen Krieg zu finanzieren, kommt aus dem Westen. Wir fordern ein vollständiges Embargo von russischem Öl und Gas. Und Sanktionen für all jene Personen, die verantwortlich sind für diesen Krieg.»
Es ist wirklich wichtig, dass die Schweiz aus diesem neutralen Status – wie ihr es nennt – herausgekommen ist.
«Ich denke, dass viel von dem Geld, dass Putins Bande vom russischen Volk gestohlen hat, hier ist», so Olga Borisova. Dass sich auch die Schweiz an den Sanktionen gegen Russland beteiligt, begrüsst Marija Aljochina ausdrücklich: «Es ist wirklich wichtig, dass die Schweiz aus diesem neutralen Status – wie ihr es nennt – herausgekommen ist. Und dass die Schweiz aktiv wurde und Solidarität gezeigt hat mit der Europäischen Union und mit der Ukraine.»
Filmreife Flucht aus Russland
Die Situation in Russland bezeichnen die Aktivistinnen als verheerend. Viele Menschen, die sie kenne, seien im Gefängnis, so Aljochina. «Viele der Unseren haben das Land verlassen. Denn wenn sie zurück kommen, würden sie ins Gefängnis gesteckt.» Auch Marija Aljochina hat Russland definitiv verlassen. Ihr gelang im Mai spektakulär die Flucht aus dem Hausarrest: Verkleidet als Mitarbeiterin eines Moskauer Essenslieferdienstes floh sie über Belarus nach Litauen.
Es seien sehr dunkle Zeiten in Russland, so Olga Borisova. «Aber gleichzeitig findet auch viel Protest statt, viele Widerstandsaktionen. Viele Leute, die zuvor nicht politisch aktiv waren, sind nun politisch aktiv.»
Die Forderungen der beiden Russinnen sind klar: «Wir alle müssen zusammenstehen und die Ukraine unterstützen», so Marija Aljochina. «Die Ukraine ist ein europäisches Land, und die Ukraine sollte Mitglied der EU werden. Ich habe noch nie ein Land gesehen, das so hart und ehrlich gekämpft hat, um Mitglied der EU zu werden.»
Jedes Land sollte der Ukraine irgendwie helfen, sei es mit Waffenlieferungen, humanitärer Hilfe, mit Geld, mit allem.
«Wir sollten alle vereint sein und der Ukraine helfen», fügt Olga Borisova hinzu. «Denn dies ist ein sehr gefährlicher Moment in der Geschichte. Gewisse Leute sind gleichgültig und denken, das sei eine Angelegenheit zwischen der Ukraine und Russland. Tatsächlich aber befinden wir uns an einem sehr kritischen Moment in der Geschichte Europas. Jedes Land sollte der Ukraine irgendwie helfen, sei es mit Waffenlieferungen, humanitärer Hilfe, mit Geld, mit allem. Wir müssen diesen Krieg stoppen. Und die Ukraine sollte gewinnen.»
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Bild 1 von 9. Die feministische und regierungskritische Punkband Pussy Riot wird 2011 in Moskau im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2012 erstmals aktiv. Pussy Riot versteht sich als Kollektiv und besteht aus etwa 10 Mitgliedern. Ihre ersten Protestperformances auf öffentlichen Plätzen, die sie auf Video aufnehmen, erzielen wenig Resonanz... Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 9. Ein «Punk-Gebet» gegen Kirche und Staat in der Christ-Erlöser Kathedrale in Moskau im Februar 2012 hingegen führt weltweit zu Aufmerksamkeit und zu Ihrer Verhaftung... Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 9. ...und Verurteilung zu langen Haftstrafen. Auf dem Foto ist Nadeschda Tolokonnikowa bei einer Gerichtsverhandlung zu sehen. Ende 2013 werden die Mitglieder vorzeitig aus der Haft entlassen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 9. Bereits im Februar 2014 führen sie ihren Protest gegen die Regierung Putin weiter und versuchen an den Olympischen Winterspielen in Sotschi mehrmals aufzutreten. Einige Mitglieder werden dabei verhaftet und von lokalen Milizen geschlagen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 9. Immer wieder werden Pussy Riot bei ihren Aktionen von der Polizei verhaftet, wie hier im Jahr 2014 in Moskau. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 9. Bei Auftritten an ausländischen Festivals stellen sie sich auch den Diskussionen mit dem Publikum, hier im Ungarn im Jahr 2015. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 9. 2018 sorgen Pussy Riot mit der Erstürmung des Feldes im Final der Fussball-Weltmeisterschaften in Russland für Aufsehen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 9. Farbige Sturmmützen sind seit dem Beginn das Markenzeichen von Pussy Riot. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 9. Seit diesem Frühling sind Pussy Riot in ganz Europa unterwegs, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren. Mindestens eine der Frauen ist dafür verkleidet aus dem Hausarrest in Russland geflohen. Auf dem Bild sind sie bei einem Auftritt in Portugal zu sehen. Bildquelle: Keystone.