Zum Inhalt springen
Video
Vorschlag lanciert Krankenkassen-Debatte
Aus Tagesschau vom 28.08.2023.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 33 Sekunden.

Krankenkassen im Vergleich So funktionieren die Gesundheitssysteme im Ausland

Von der Einheitskasse bis zu gar keiner Kasse – die Gesundheitswesen sind von Land zu Land unterschiedlich.

Der Spitalaufenthalt nach einem Unfall, der übliche Besuch bei der Hausärztin oder das Medikament gegen Schmerzen – die Kosten dafür zahlen die Menschen in der Schweiz selten selbst und direkt. Vieles übernimmt die Krankenkasse.

Krankenkasse in der Schweiz kurz erklärt

Box aufklappen Box zuklappen

In der Schweiz ist die Grundversicherung obligatorisch. Sie bietet allen Versicherten denselben Leistungsumfang an. Die Krankenkassen müssen die Versicherten auch alle gleich behandeln und dürfen niemanden ablehnen. Die Anbieter sind frei wählbar. Die Kassen können jedes Jahr bis Ende November gewechselt werden.

Die obligatorische Krankenpflegeversicherung wird über Beiträge der Versicherten (Prämien), Gelder des Bundes und der Kantone (Prämienverbilligung) sowie Kostenbeteiligungen der Versicherten finanziert. Letztere setzen sich aus Selbstbehalt, Spitalbeitrag und Franchise zusammen.

Die Franchise ist die Beteiligung, die man an die Behandlungskosten leisten muss. Dabei haben die Versicherten die Wahl zwischen Franchisen von über 300 bis zu 2500 Franken. Damit übernehmen sie jährlich mindestens die ersten 300 und höchstens die ersten 2500 Franken ihrer Behandlungskosten selbst.

Der Selbstbehalt kommt dann zum Zug, sobald die gewählte Franchise ausgeschöpft wird. Von da an müssen Versicherte nur noch zehn Prozent der Behandlungskosten, höchstens aber 700 Franken pro Jahr, übernehmen.

Unter der obligatorischen Grundversicherung gibt es verschiedene Modelle wie beispielsweise die freie Arztwahl, Hausarzt- oder Telemedizin-Modelle. Zusatzversicherungen können angeschlossen werden.

In den 1990er-Jahren versprach das neue Krankenversicherungsgesetz ein solidarisches System und tiefe Kosten. Daran wurde aber auch Kritik laut. Der Systemwechsel steht immer wieder zur Diskussion.

Dänemark: Im skandinavischen Königreich sind grundsätzlich alle von der öffentlichen dänischen Krankenversicherung geschützt. Das System ist stark zentralisiert. Es gibt nur eine einzige, staatliche Krankenkasse. Finanziert werden die Leistungen über die Einkommenssteuer. Dänemark setzt insbesondere auf sogenannte Superkrankenhäuser und die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Über die staatliche Grundversorgung hinaus können wie in den meisten Ländern private Krankenversicherungen abgeschlossen werden. Knapp die Hälfte der Bevölkerung ist auch privat versichert.

Italien: Bei unserem südlichen Nachbarn wurde 1978 ein staatlicher Gesundheitsdienst geschaffen. Das System wird hauptsächlich über regionale Steuern finanziert. Lokale öffentlich-rechtliche Akteure sind für die Organisation verantwortlich. Meist stehen nur vorbestimmte Arztpraxen zur Verfügung. Allgemeinmediziner und Kinderärztinnen sowie Notfälle sind kostenlos. Bei Fachpersonen gibt es einen Selbstbehalt. Lange Wartezeiten und regionale Unterschiede bei der Qualität der Leistungen stehen immer wieder in der Kritik.

Mustertypen von Gesundheitssystemen

Staatlicher Gesundheitsdienst Sozialversicherungssystem Privates System
Wie finanziert? Steuern Sozialversicherungsbeiträge Private Aufwendungen
Wer versorgt? Öffentliche Einrichtungen Öffentliche und private Anbieter Gewinnorientierte Unternehmen
Wodurch reguliert? Staat Staatliche und private Akteure Freier Markt

Deutschland: Das deutsche System ist zu bestimmten Teilen mit der Schweiz vergleichbar. Es gilt eine gesetzliche Krankenversicherung, die von rund 100 Kassen betrieben wird. Diese sind als öffentlich-rechtliche Körperschaften organisiert und konkurrieren miteinander. Die meisten Versicherten können ihre Kasse frei wählen. Abgesehen von Bundeszuschüssen, basierend auf Steuern und sonstigen Einnahmen, finanziert sich das System durch Beiträge, die jeweils zur Hälfte durch die Arbeitnehmenden und zur Hälfte durch die Arbeitgebenden finanziert wird. Die Beiträge sind abhängig vom Einkommen (mit Obergrenze) und von Kasse zu Kasse unterschiedlich. Anders als in der Schweiz hat die Region, das Alter oder ein alternatives Versicherungsmodell in der Regel keinen Einfluss auf die Beiträge.

Ein Stethoskop auf einer Weltkarte, Europa und Nordafrika.
Legende: Das Krankenkassensystem der Schweiz gehört gleichzeitig zu den teuersten und besten Gesundheitssystemen der Welt. Getty Images/Jon Schulte

Frankreich: Auch bei unserem westlichen Nachbarn baut das Gesundheitssystem auf einer obligatorischen Krankenversicherung auf. Es gibt allerdings verschiedene Krankenkassen für Angestellte, Landwirte, Selbstständigerwerbende oder beispielsweise Beamte. Das System wird aus Steuern, Sozialabgaben und Beiträgen finanziert. Letztere sind abhängig vom Einkommen (ohne Obergrenze) und werden staatlich festgelegt. Die Beiträge werden aktuell im Wesentlichen von den Arbeitgebenden getragen. In Frankreich ist der Hausarzt grundsätzlich die erste Anlaufstelle. 

Audio
Aus dem Archiv: Die Gesundheitswesen der UK und USA – zwei Extreme im Vergleich
aus #SRFglobal vom 11.02.2022. Bild: SRF, Unsplash
abspielen. Laufzeit 26 Minuten 52 Sekunden.

USA: Laut OECD-Analyse sind die Vereinigten Staaten an der Spitze – was die Gesundheitsausgaben betrifft. Das System ist grösstenteils privatisiert. Obwohl mehrere staatliche Krankenversicherungen zum Beispiel für Senioren existieren, haben die USA keine allgemeine staatliche Krankenversicherung. Wegen hoher Kosten und diverser Hürden bei privaten Versicherungen sind Millionen Menschen nicht krankenversichert.

Tagesschau, 28.08.2023, 19:30 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel