Darum geht es: Im Osten Kongo-Kinshasas tobt seit Jahrzehnten ein blutiger Konflikt, dem mehrere Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Es ist ein vielschichtiger Konflikt, der sich um ethnische Fragen, Bodenschätze und die Interessen etlicher Nachbarländer – darunter vor allem Ruanda – dreht. Nun haben sich Vertreter der beiden Kriegsparteien – die Regierung von Kongo-Kinshasa und die Miliz M23 – in Doha bei Friedensgesprächen zu einer sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten bekannt. Ruanda allerdings war nicht an den Gesprächen beteiligt.
Die aktuelle Lage: Die M23-Miliz (auch: «Bewegung 23. März») herrscht seit Anfang Jahr über alle wichtigen Städte und Gebiete im Ostkongo. Dabei wirft die Regierung in Kinshasa dem Nachbarland Ruanda vor, die M23-Miliz zu unterstützen – was auch internationale Beobachter so sehen. Ruanda allerdings bestreitet dies. Im Fokus steht derzeit vor allem die Stadt Walikale, in deren Region es grosse Vorkommen von Coltan und Zinn gibt. Sie wurde kürzlich von den Rebellen der M23 eingenommen, welche sich aber kurz vor den Doha-Gesprächen wieder aus der Stadt zurückzogen.
Vorerst kein Frieden: «Der Weg zu einem nachhaltigen Frieden ist noch weit – zu verhärtet sind die Fronten in dem Krieg», sagt SRF-Afrikakorrespondentin Sarah Fluck. So sei keiner der zahlreichen Verhandlungsversuche in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Immerhin: Erstmals überhaupt zeige sich die Regierung in Kinshasa bereit, direkt mit Vertretern der M23 zu sprechen. «Das ist sicher ein guter Anfang – aber eben noch kein Durchbruch für einen dauerhaften Frieden», so Fluck. Und: Für einen dauerhaften Frieden müsse auch Ruanda in Verhandlungen miteinbezogen werden.
Für die Menschen vor Ort hat sich noch rein gar nichts geändert. Ihre Lage ist katastrophal.
So könnte es weitergehen: Ein erster Test für das Bekenntnis aus Doha sei nun, ob der Rückzug der M23 aus Walikale Bestand habe, so Fluck. Ausserdem gebe es viele Gefangene, welchen die Regierung eine Nähe zur M23 vorwirft und deren Freilassung Letztere fordert. Die Gefangenenfrage habe die Verhandlungen in Doha denn auch beinahe zum Platzen gebracht. Und: Auch wenn auf diplomatischer Ebene miteinander gesprochen werde: «Für die Menschen vor Ort hat sich noch rein gar nichts geändert. Ihre Lage ist katastrophal», sagt Fluck, die kürzlich im Ostkongo war.