- In Kongo-Kinshasa zwingen Kämpfe zwischen Rebellen und Armee Hunderttausende Menschen in die Flucht. Seit dem Vormarsch der Rebellenmiliz M23 sind sie im Osten des Landes nicht mehr sicher.
- Die Rebellen kontrollieren einem Regierungsbeamten zufolge nun Teile des Flughafens der Stadt und alle strategischen Punkte.
- In Berichten ist von Leichen auf den Strassen, von Vergewaltigungen und Plünderungen die Rede.
Nach tagelangen schweren Kämpfen war die Miliz M23 in der Nacht auf Montag in die strategisch wichtige Provinzhauptstadt Goma eingedrungen, die in einem der rohstoffreichsten Gebiete des Kongos liegt und an Ruanda grenzt.
Neben den Anwohnern der Provinzhauptstadt seien auch mehr als 300'000 Menschen aus Lagern für Vertriebene in der Nähe auf der Flucht, meldete das UNO-Nothilfebüro OCHA in Genf. Die Spitäler seien völlig überfüllt mit Verwundeten, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Die WHO hatte kurz vor der Schliessung des Flughafens in Goma am Wochenende noch Nachschub an medizinischem Material einfliegen können.
Vergewaltigungen und Plünderungen
Es gebe Berichte über zahlreiche Vergewaltigungen, das Internet funktioniere nicht mehr und Strom sowie Wasserversorgung seien eingeschränkt, teilte OCHA mit. Lagerhäuser des Welternährungsprogramms (WFP) wurden geplündert. «Das zeigt, wie verzweifelt die Menschen sind», sagte Shelley Thakral, WFP-Sprecherin in Kinshasa.
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Bild 1 von 4. Demonstranten posieren vor einem Feuer auf einer Strasse in Goma. (28.1.2025) . Bildquelle: Keystone/SAMY NTUMBA SHAMBUYI.
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Bild 2 von 4. Menschen protestieren auf den Strassen in Kinshasa gegen das Vordringen der von Ruanda unterstützten M23-Rebellen in die Provinzhauptstadt Goma. (28.1.2025). Bildquelle: Keystone/ Samy Ntumba Shambuyi.
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Bild 3 von 4. Bevor die M23-Rebellen die Stadt Goma einnahmen, waren kongolesische Regierungstruppen ausserhalb der Stadt ins Landesinnere vorgerückt. (24.1.2025). Bildquelle: Keystone/ /Moses Sawasawa.
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Bild 4 von 4. Dutzende Verletzte werden im Spital in Goma behandelt. (24.1.2025). Bildquelle: Keystone/ NADAA KAHASHY.
Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR appellierte an die Geberländer, Geld für Hilfe zur Verfügung zustellen. Die UNO-Organisationen warten auf eine Beruhigung der Lage, um die Menschen wieder zu versorgen. «Dies ist nicht nur eine regionale Angelegenheit, sondern eine globale Verantwortung», sagte UNHCR-Sprecher Matthew Saltmarsh.
Nach Einschätzung von Experten droht ein Krieg in der Region. «Das Risiko, dass die Situation in einen regionalen Konflikt eskaliert, ist real», schreiben Analysten des Thinktanks International Crisis Group. «Bleiben die Kämpfe unkontrolliert, könnten sie sich in der gesamten Region der Grossen Seen ausbreiten und an die Schrecken der späten 1990er und frühen 2000er Jahre erinnern, als Millionen Menschen in einem länderübergreifenden Krieg im Kongo starben.»
Es sei offensichtlich, dass Ruanda die langfristige Kontrolle über die Gold- und Coltan-reichen Regionen im Osten anstrebe.
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Bild 1 von 3. Aus Furcht vor Gewalt fliehen Hunderttausende aus dem Kongo ins Nachbarland Ruanda...(26.1.2025). Bildquelle: Keystone/MOISE NIYONZIMA.
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Bild 2 von 3. ...und nehmen dabei nur das Nötigste mit. (26.1.2025). Bildquelle: Keystone/ MICHEL LUNANGA.
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Bild 3 von 3. Menschen, die vor dem Vormarsch der M-23-Rebellen fliehen, kommen mit einem Boot in Goma an. (22.1.2025). Bildquelle: Keystone/ Moses Sawasawa.
In der rohstoffreichen Provinz Nord-Kivu kämpft die Rebellenmiliz M23 seit Jahren gegen kongolesische Regierungstruppen und mit ihr verbündete Milizen. In den vergangenen Wochen konnte die M23 massive Gebietsgewinne verzeichnen.
Diplomatische Bemühungen für eine Waffenruhe
Ruandas Präsident Paul Kagame hat sich für eine Waffenruhe in der benachbarten Demokratischen Republik Kongo ausgesprochen, liess aber keine Anzeichen erkennen, dass er Forderungen nach einem Abzug der ruandischen Truppen und der von ihnen unterstützten M23-Rebellen nachgeben will. Er habe mit US-Aussenminister Marco Rubio über die Notwendigkeit einer Waffenruhe im Osten des Kongo gesprochen, schrieb Kagame auf dem Kurznachrichtendienst X.
Kenias Präsident William Ruto warb auch bei Frankreich und den USA um Unterstützung zur Beilegung der Feindseligkeiten.
Der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi hat sich bisher nicht zu den Vorgängen im rohstoffreichen Osten des Landes geäussert. Eigentlich war für den Dienstagabend eine Ansprache an die Nation zu der Krise erwartet worden, die aber nicht stattfand.