- An der Ostseepipeline Nord Stream 1 sollen die Wartungsarbeiten bis Donnerstag abgeschlossen sein.
- Ob Kremlchef Putin den Gashahn danach wieder aufdrehen lässt, ist unklar.
- Der russische Energiekonzern Gazprom hat den deutschen Siemens-Konzern darum gebeten, eine Turbine für den Betrieb der Erdgas-Pipeline Nordstream 1 zurückzugeben.
Seit Juni hatte Gazprom die Gaslieferungen durch die Pipeline Nordstream 1 in der Ostsee deutlich gedrosselt – und dies mit einer fehlenden Turbine begründet, die in Kanada gewartet wurde. Wegen der Sanktionen weigerte sich Kanada zunächst, die Turbine an Russland zurückzugeben – entschied sich dann aber dafür, das Gerät stattdessen an Deutschland zu übergeben und damit den drohenden Energiemangel abzuwenden.
Seit Montag nun wird durch Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten kein Gas mehr geliefert. Die Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1 sollen zwar an diesem Donnerstag abgeschlossen sein.
Das Unternehmen beklagt, es gebe vom deutschen Konzern Siemens Energy keine Dokumente, die eine Rückkehr der Gasturbine bestätigten. Sie sei aber wichtig für die Kompressorstation Portowaja, die wiederum für den Betrieb von Nord Stream 1 essenziell sei. Schon vor Beginn der zehntägigen Wartungsarbeiten hatte Gazprom die Gasdurchleitung durch die Pipeline um 60 Prozent gedrosselt. Das trieb die ohnehin hohen Gaspreise weiter in die Höhe.
Ukrainischer Unmut über Turbine
Der Turbinenstreit treibt einen Keil zwischen die Ukraine und Kanada, einen ihrer wichtigsten militärischen Unterstützer. Kiew werde Kanadas Entscheidung zur Rückgabe der Turbine über Deutschland nach Russland nicht akzeptieren, sagte Selenski. Nach dem Gespräch mit Trudeau schrieb er auf Twitter, die Position zu Sanktionen müsse prinzipienfest sein.
«Nach den Terrorangriffen auf Winnyzja, Mykolajiw, Tschassiw Jar und andere muss der Druck erhöht, nicht verringert werden.» Er bezog sich dabei auf russische Raketenangriffe in ukrainischen Städten fern der Front mit Dutzenden Toten.
Unsicherer Ausgang
Auf die Frage aber, ob Kremlchef Wladimir Putin den Gashahn wieder aufdrehen lässt, gibt es in Moskau keine klare Antwort. Auch Gazprom betont stets, auf die kaum gefüllten Gasspeicher in Europa hingewiesen zu haben. Der Staatskonzern gibt zudem der Ukraine die Schuld an der Lage, weil nicht einmal mehr die Hälfte der möglichen täglichen Liefermenge durch das Transitnetz des Landes geleitet werde.
Die Ukraine, die trotz Moskaus Angriffskrieges derzeit noch rund 40 Millionen Kubikmeter Gas täglich nach Westeuropa pumpt, hätte es am liebsten, dass die EU ganz auf Lieferungen aus Russland verzichtet.
Erinnert wird in Moskau aber angesichts der Energiekrise mit hohen Preisen und unsicherer Versorgung nicht zuletzt daran, dass es eine ganz einfache Lösung für die Lage gebe: Nord Stream 2. Die Gasleitung ist fertig, aber wegen des Ukraine-Krieges nie in Betrieb gegangen. Putin hatte erklärt, dass durch Lieferungen über diese Leitung die Preise wieder sinken und sich die Situation insgesamt entspannen könnte.