Krieg in der Ukraine - Marder, Gepard, Leopard: die Rollen der verschiedenen Panzertypen
Sie transportieren Truppen, klären auf, durchbrechen Kampflinien oder holen Raketen vom Himmel. Wer im Krieg erfolgreich sein will, braucht Panzer. Ein Überblick.
Kommende Woche werden die westlichen Alliierten entscheiden, wie Kiew militärisch weiter unterstützt werden soll. Es ist das dritte Mal, dass sich das sogenannte Ramstein-Format treffen wird.
Dabei wird auch debattiert, ob die Ukraine Kampfpanzer erhalten soll. Doch welche Panzertypen gibt es überhaupt? Wie unterscheiden sie sich? Ein Überblick.
Kampfpanzer: Die wohl zentrale Frage in Ramstein wird sein: Erhält die Ukraine den Leopard 2? Und wenn ja: wie viele davon?
Der Leopard 2 ist ein Kampfpanzer. Er ist 65 Tonnen schwer, 70 km/h schnell und besitzt eine Glattrohrkanone, welche, auch während das Fahrzeug in Bewegung ist, das Ziel auf drei Kilometer Entfernung trifft. Die deutsche Maschine verinnerlicht Qualitäten, die typisch sind für Kampfpanzer: Er ist prädestiniert für Durchbrüche und Geländegewinne.
Leopard-Lieferung: Berlins harte Haltung weicht auf
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Noch hat der Westen keine Kampfpanzer in die Ukraine geliefert. Aus einer quantitativen Sicht mag dies überraschen, denn die 16 Staaten der Nato und EU, welche über den Leopard-2-Panzer verfügen, besitzen zusammen über 2000 derartige Maschinen.
Geht man der Frage nach, weshalb eine Lieferung bis heute ausgeblieben ist, muss die Rolle Deutschlands thematisiert werden. Denn der Leopard 2 ist ein Produkt des deutschen Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann. Und weil die deutschen Rüstungsexportbestimmungen vorschreiben, dass eine Weitergabe von Kampfpanzern der Zustimmung der Bundesregierung bedarf, befindet sich Deutschland in einer Art Vetoposition.
Nachdem die Bundesregierung lange einer Lieferung ablehnend gegenübergestanden war, scheint sich nun grünes Licht anzubahnen. So sagte die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Donnerstagnachmittag, dass man die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern «nicht ausschliessen» könne. Somit bricht die Bundesregierung mit ihrer Argumentation, wonach keine Kampfpanzer für die Ukraine übrig seien und Deutschland mit einer allfälligen Lieferung seinen Nato-Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könne.
Der Leopard 2 ist allerdings nicht der einzige Kampfpanzer im Westen. Grundsätzlich gäbe auch andere Typen wie der Challenger 2 der britischen Armee oder der Leclerc aus Frankreich. Allerdings könnten diese viel schwieriger ins Verteidigungsdispositiv integriert werden (siehe zweite Box). Dies gilt auch für den Abrams-Panzer der USA. Dieser ist schwer sowie anspruchsvoll in der Wartung – für Kiew wohl wenig geeignet.
ETH-Militäranalyst: Leopard 2 eine sinnvolle Wahl
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Der Westen besitzt verschiedene Kampfpanzer. Weshalb steht gerade der Leopard 2 derart im Fokus und nicht etwa der britische Challenger 2 oder der französische Leclerc? Niklas Masuhr ist Militäranalyst an der ETH Zürich. Er betont gleich: «Der Leopard 2 ist die sinnvollste Wahl der drei genannten europäischen Typen, um die Ukraine mit Kampfpanzern zu unterstützen.»
Spricht man von Panzerlieferungen, gehe es nämlich nicht nur darum, welche Kampfkraft die Geräte hätten. Entscheidend sei auch, wie schnell die Panzer in das Verteidigungsdispositiv integriert werden können. «Können die vorhandenen Ersatzteile für die Reparatur verwendet werden? Ist die Munition kompatibel mit dem Kampfpanzer? Das sind Fragen, welche für den Leopard 2 und gegen die britischen und französischen Kampfpanzern sprechen», erklärt Masuhr.
«Ein qualitativer Sprung» für ukrainische Armee
Der Leopard 2 wurde teils als Wunderwaffe bezeichnet. Auch wenn Masuhr betont, dass eine allfällige Lieferung für die ukrainische Streitkraft «einen qualitativen Sprung» bedeuten würde, relativiert er in dieser Hinsicht. «Es gibt hier noch offene Punkte, die für eine Bewertung noch geklärt werden müssten», erklärt er. So müsse man beispielsweise abwarten, wie viele Leopard-2-Kampfpanzer letztlich auch geliefert würden. «Das Kriegsgebiet ist riesig», ruft Masuhr in Erinnerung.
Zudem gilt zu beachten, dass Lieferungen von Panzern oder anderen Verteidigungssystemen auch weitere Faktoren enthalten, welche die Wirksamkeit beeinflussen. Hier sei auch die Ausbildung zu nennen, so Masuhr.
In Anbetracht dessen, dass die USA beispielsweise zugesichert hat, das Patriot-Flugabwehrsystem zu liefern, welches in der Handhabung komplexer ist als die Bedienung des Leopards 2, dürfte dieser Faktor aber eine untergeordnete Rolle spielen. «Der Ausbildungsaufwand bei Panzercrews ist wohl geringer», schätzt Masuhr. Bis die Ukraine fähig sei, die Maschinen zu bedienen, dürfte es wohl ein paar Wochen dauern.
Spähpanzer: Oft auch Aufklärungspanzer genannt. Spähpanzer verfügen über eine gute Mobilität im Gelände und werden für Gefechtsaufklärungen verwendet. Mit dem 14 Tonnen schweren AMX-10 RC hat Frankreich in der ersten Januarwoche der Ukraine bereits eine Lieferung zugesichert.
Grundsätzlich sind Spähpanzer schnell, klein und geräuscharm. Zudem sind sie nur leicht bewaffnet. Dies trifft für den AMX-10 RC nur bedingt zu, weshalb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei Bekanntgabe der Lieferung wohl auch von einem «leichten Kampfpanzer» gesprochen hat.
Schützenpanzer: Vergangene Woche hat Deutschland entschieden, der Ukraine 40 Marder-Schützenpanzer zu liefern. Und auch die USA ziehen mit dem Typ Bradley nach.
Schützenpanzer sind vor allem dafür geeignet, Infanterie zu transportieren. So wird der Marder teils als «Schlachtfeldtaxi» bezeichnet. Wie viele Personen im jeweiligen Gefährt Platz haben, variiert je nach Typ. Teils sind es bis zu zehn Infanteristinnen und Panzergrenadiere, beim Marder sind es deren sechs.
Doch die Schützenpanzer sind nicht reine Transportvehikel, sondern können wirksame Feuerunterstützung liefern. So sind auf ihnen Kanonen von mindestens 20 Millimeter Kaliber installiert. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich auch von gepanzerten Mannschaftstransportwagen, die mit schwächerer Munition ausgerüstet sind.
Flakpanzer: Bereits länger in der Ukraine im Einsatz ist der Gepard. So sind die ersten deutschen Flakpanzer gemäss ukrainischen Angaben bereits im vergangenen Juli in Kiew angekommen.
«Flak» ist ein Kurzwort für «Flugabwehrkanone». Flakpanzer werden gebraucht, um Helikopter, Flugzeuge, Drohnen oder Marschflugkörper – also unbemannte militärische Lenkflugkörper – in der Luft abzuschiessen. So ist auch das Flugabwehrsystem des Marders mit Kanonen, Radar, Laserentfernungsmesser und Munition ausgestattet.
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Video
Archiv: Russland überzieht die Ukraine erneut mit Raketenangriffen
Aus Tagesschau vom 11.10.2022.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 15 Sekunden.
Spätestens seit Russland beschlossen hat, die Ukraine grossräumig zu bombardieren und die kritische Infrastruktur ins Visier zu nehmen, kommt der Flugabwehr und somit auch den Flakpanzern eine wichtige Bedeutung zu.
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