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Belarus hat russische Atomwaffen im Land - was ist bekannt?
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.10.2024. Bild: Keystone/EPA/YURI KOCHETKOV
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Krieg in der Ukraine Russische Atombomben in Belarus – was ist bekannt?

Russland droht dem Westen immer wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen. Dabei hat der Kreml schon mehrmals betont, man habe auch Nuklearwaffen in Belarus stationiert. Russische Lieferungen, die Umrüstung von Kampfjets, aber auch Satellitenbilder sprächen für die Richtigkeit dieser Aussage, sagt Liviu Horovitz von der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin.

Liviu Horovitz

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Liviu Horovitz forscht zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik an der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Seine Themen sind Massenvernichtungswaffen, Proliferation, Nato, Rüstungskontrolle und Transatlantische Beziehungen. Schwerpunkte sind die nukleare Abschreckung und Rückversicherung sowie nukleare Bedrohungen und Bedrohungswahrnehmungen.

SRF News: Was weiss man Konkretes über russische Nuklearwaffen in Belarus?

Liviu Horovitz: Es ist bekannt, dass Belarus in den vergangenen zwei Jahren Trägersysteme zum Einsatz von Nuklearwaffen erworben hat. Russen, Belarussen und auch westliche Experten sind sich einig, dass sich einige Nuklearwaffen in Belarus befinden. Definitive Beweise wurden der Öffentlichkeit aber noch nicht vorgelegt.

Was spricht für russische Nuklearwaffen auf belarussischem Territorium?

Es wurden Kampfflugzeuge umgerüstet. Belarussische Piloten wurden in Russland ausgebildet. Fahrzeuggebundene Raketensysteme vom Typ Iskander M wurden nach Belarus gebracht. Mit diesen können konventionelle wie auch nuklear bewaffnete Raketen, also ballistische Raketen und Marschflugkörper, gestartet werden. Auch Personal wurde für diese Systeme ausgebildet.

Iskander M
Legende: Nuklearwaffenträgersysteme vom Typ Iskander M rollen am 21. Juni 2019 zur grossen Militärparade anlässlich des 75. Jahrestag der Nazi-Befreiung in der belarussischen Hauptstadt Minsk ein. Imago/Dreamstime

Das ist alles kostspielig, und wenn man das macht, hat man vielleicht etwas im Sinn. Auch deuten Satellitenbilder darauf hin, dass an unterschiedlichen Stützpunkten in Belarus Umbauarbeiten stattfinden. Das gilt insbesondere für die Basis in Asipowitsch in Zentralbelarus, wo in der Nähe die Iskander-Systeme aufgestellt sind. In Luftwaffenstützpunkten im Westen des Landes stehen umgerüstete Kampfflugzeuge

Was spricht gegen russische Nuklearwaffen in Belarus?

Die meisten Unklarheiten ergeben sich bezüglich der Ausbaustandards dieser anscheinend existierenden Lagerstätten. So sollen diese Standards unter den von Russland normalerweise für seine Atombunker verlangten Kriterien liegen. Eigentlich ist Russland im Normalfall ziemlich aufmerksam, was ihre Herangehensweise zur Handhabe dieser Waffen angeht. Auch müssten dort gemäss russischen Vorschriften gewisse Truppen des russischen Verteidigungsministeriums dauerhaft stationiert sein. Es gibt Hinweise auf solche Truppen in Belarus. Doch weder Dauer noch Ausmass dieser Verlegung sind bekannt. Das könnte dafür sprechen, dass man Nuklearwaffen nur für eine gewisse Zeit oder nur in einem Krisenfall in Belarus stationieren will.

Russland und Belarus drohen mit Nuklearwaffen. Diktator Lukaschenko etwa sprach letztes Jahr von Bomben mit der dreifachen Stärke von Hiroshima und Nagasaki. Was soll damit erreicht werden?

Wir wissen nicht, was Belarus und Russland damit erreichen wollen. Es ist schwierig zu verstehen, was ein Diktator gerade möchte. Aber für Belarus scheint es in erster Linie um Abschreckung zu gehen. Westliche Staaten und auch die Ukraine haben mehrfach betont, dass Belarus kein Ziel in diesem Konflikt sein werde. Aus der Sicht von Minsk kann man eventuell analysieren, dass der Westen bei einer allfälligen Eskalation in der Ukraine dazu geneigt wäre, eher Belarus anzugreifen als Russland. Entsprechend würde es für Belarus Sinn machen, dass Russland Nuklearwaffen ins Land verlegt werden. Aus russischer Sicht will man sich natürlich der Unterstützung von Belarus in der weiteren Krise sicher sein.

Gespräch führte Tim Eggimann.

SRF 4 News aktuell, 10.10.2024, 06:53 Uhr ; 

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