Das Zeichen: Eigentlich gibt es im Kyrillischen den Buchstaben «Z» in dieser Schreibweise nicht, und doch taucht er nun überall auf: an Hauswänden, an Autos, auf der Brust des russischen Turners Iwan Kuljak beim Weltcup in Doha, als T-Shirts – in Russland, aber auch ausserhalb.
Die Bedeutung: Laut Marcel Berni, Strategieexperte an der Militärakademie der ETH Zürich, hat sich das Zeichen verselbständigt. «Es war zu Beginn ein militärisches Erkennungszeichen, das die Russen schon im Syrienkrieg gebraucht haben», wie er gegenüber SRF im Podcast News Plus sagt. Mittlerweile sei es vom militärischen Erkennungszeichen zum Symbol für die Unterstützung des russischen Krieges in der Ukraine geworden. Doch die Experten sind sich nicht einig, was es genau bedeutet.
Die Theorien: «Wahrscheinlich ist das Z ein einfaches Symbol für die Kriegsanstrengungen oder für die Mobilisierung der eigenen Truppen», so Berni. Dafür spricht, dass das russische Verteidigungsministerium verlauten liess, dass es für den Slogan «Za Pobedu» («Für den Sieg») stehe.
Andere Theorien besagen, dass das «Z» dazu diene, das eigene – russische – Material wie Lastwagen, Panzer, Artillerie von den gegnerischen Geräten zu unterscheiden, weil beide Kriegsparteien über ähnliches Kriegsmaterial verfügen. Dies gewährleiste die klare Zuordnung zur eigenen Front.
Das «Z» könnte aber auch für eine 2 stehen: «Am 22.2.2022 hat Putin die Sezession von Donezk und Luhansk unterschrieben. Es könnte also auch diesbezüglich eine Symbolwirkung haben», so Berni.
Und schliesslich werde in den russischen Medien der Krieg in der Ukraine von Beginn an als «Operation Z» bezeichnet. Fazit von Berni: «Das Z hat wahrscheinlich verschiedene Ursprünge und hat sich mittlerweile als kleinster gemeinsamer Nenner verselbständigt.»
Das Gegensymbol: Als Gegensymbol der ukrainischen Seite kann man die gelb-blaue Fahne der Ukraine sehen.
Sie hat im Westen ein Revival erlebt – sie hängen auch in der Schweiz und weltweit vor Fenstern.
Der Vergleich: Auch zu sehen sind Vergleiche zwischen dem «Z» und dem Hakenkreuz. Sind sie zulässig? Berni: «Vergleiche mit dem Dritten Reichen sind per se sehr heikel.» Es handle sich bei beiden um ein militärisches oder auch soziales Symbol. Doch die Intention sei nicht ganz die gleiche.
Das Verbot: Mit Verweis auf das Hakenkreuz ist das «Z» in der Tschechischen Republik laut Berni explizit bereits verboten. Und auch in Deutschland wehren sich immer mehr Bundesländer gegen die Verbreitung dieses Propaganda-Zeichens. Niedersachsen und Bayern ordneten an, dass die öffentliche Verwendung des Symbols etwa bei Demonstrationen strafbar ist. Diskussionen laufen auch in Baden-Württemberg. «Das Z-Symbol steht weder für die Russische Föderation noch für russische Kultur oder Herkunft. Es ist ein klares Zeichen für die Unterstützung des völkerrechtswidrigen Angriffes auf die Ukraine und steht für grausame Gewalt auch gegen die Zivilbevölkerung», sagt der baden-württembergische SPD-Politiker, Sascha Binder. Und laut dem Bundesinnenministerium habe man die Verwendung des Symbols im Blick.
Militärexperte Berni sieht ein Verbot als klare Botschaft der Politik gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, dass man diese Zeichen - und damit die Unterstützung des Angriffs Russland auf die Ukraine - nicht toleriere. Ob es etwas bringe, solche Zeichen zu verbieten, sei allerdings schwierig zu beantworten. Er gibt zu bedenken, dass dies bei den radikalen Kreisen auch dazu führen könne, das Symbol erst recht zu benützen.