Salah Uddin ist Rohingya und lebt in Myanmar im Untergrund. Der 24-jährige Menschenrechtsaktivist heisst in Wirklichkeit anders. Zu seinem Schutz verwenden wir ein Pseudonym.
Er stammt aus der Stadt Buthidaung im Westen Myanmars. Salah Uddin hat Glück gehabt. Als die Kämpfe begannen, hatte er die Stadt bereits verlassen.
Stadt in Flammen
Als sich die Rohingya weigerten zu gehen, habe die «Arakan Army» die Stadt angezündet, sagt Salah Uddin, die Kämpfer hätten nicht einmal die von ihnen selbst gesetzte Deadline abgewartet.
Viele Leute wären sogar noch in ihren Häusern gewesen. Wie viele Menschen dabei umgekommen sind, ist unklar.
Die «Arakan Army» ist eine von mehreren bewaffneten Gruppen, die gegen die in Myanmar herrschende Militärjunta kämpfen. Sie will im westlichen Gliedstaat Rakhine einen eigenen, unabhängigen Staat errichten.
«Arakan Army» streitet Vorwürfe ab
Im Mai erlangte die «Arakan Army» die Kontrolle über die Stadt Buthidaung. Dort haben zuvor viele Rohingya Zuflucht vor dem Krieg gefunden. Rohingya-Aktivistinnen und Aktivisten werfen der «Arakan Army» vor, die Rohingya gewaltsam aus der Stadt vertrieben zu haben.
Auf Anfrage von Radio SRF weist der Sprecher der «Arakan Army», Khine Thu Kha, die Schuld von sich. Es stimme überhaupt nicht, dass sie Häuser angezündet und Menschen vertrieben hätten. Der Sprecher gibt stattdessen den Soldaten der Militärjunta die Schuld.
Die Situation ist kompliziert, eine unabhängige Überprüfung schwierig: Satellitenbilder zeigen aber, dass ganze Viertel der Stadt abgebrannt wurden.
Dass die Rohingya im Konflikt zunehmend zwischen die Fronten geraten, bestätigte zuletzt auch das UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.
Er unterstütze die Revolution, sagt Salah Uddin, den Kampf gegen die Diktatur der Militärjunta. Aber das sei kein Freibrief für die Rebellen, alles zu tun, was sie wollten. Zu seiner Familie, die in Buthidaung lebt, hat er seit Wochen keinen Kontakt mehr.
Zum Militärdienst gezwungen
Die Lage der Rohingya war schon vor dem Bürgerkrieg prekär. Sie sind in dem mehrheitlich buddhistischen Myanmar als Volksgruppe nicht anerkannt, viele Rohingya sind staatenlos.
Zynischerweise hindert das die herrschende Militärjunta nicht, Rohingya zum Militärdienst zu verpflichten. «Sie kommen bewaffnet in die Dörfer, und zwingen die Bewohner, junge Männer für den Militärdienst bereitzustellen», erklärt Salah Uddin. Wenn sie nicht folgten, würden sie verhaftet oder sogar getötet.
Nach einer einwöchigen Ausbildung würden die neuen Rekruten direkt an die Front geschickt, sozusagen als menschliche Schutzschilde.
Das sorgt für zusätzliche Spannungen zwischen den Volksgruppen. Die «Arakan Army» müsse aber verstehen, sagt Salah Uddin, dass diese Rohingya gar keine Wahl hätten, als für die Junta zu kämpfen.