Im Sudan haben sich die Konfliktparteien offenbar auf Korridore für humanitäre Hilfe und für den Schutz der Zivilbevölkerung geeinigt.
Laut Angaben des US-Aussenministeriums verpflichten sich die beiden Generäle, Abdel Fattah al-Burhan – er ist Armeechef Sudans – und der Rebellengeneral Mohammed Hamdan Daglo, zudem, Spitäler sowie Wasser- und Elektrizitätswerke zu räumen und nicht für militärische Zwecke zu nutzen. Auch soll es der Zivilbevölkerung ermöglicht werden, ihre Toten zu bestatten.
Die Vereinbarung mit dem Namen «Verpflichtungserklärung zum Schutz der Zivilbevölkerung des Sudan» sei mithilfe von Diplomaten aus den USA und aus Saudi-Arabien bei Gesprächen im saudi-arabischen Dschidda ausgehandelt worden, hiess es aus Washington.
Lebensmittel und Wasser
Mittlerweile sind laut der UNO 60 Prozent aller Gesundheitseinrichtungen wie Spitäler in der Hauptstadt Khartum zerstört. Die Preise für Nahrungsmittel haben sich vervierfacht, weil kaum mehr neue Güter in die Stadt hereinkommen.
Am dringendsten werden gemäss der UNO jetzt Lebensmittel, Wasser, Benzin und Bargeld benötigt, damit die Bevölkerung über die Runden kommt. Fast eine Million Menschen sind wegen der Kämpfe auf der Flucht, davon rund 700'000 innerhalb des Sudan.
«Der grösste Bedarf besteht derzeit sicher in Khartum», sagt die in Kenia lebende Journalistin Naveena Kottoor. Doch auch im Westen des Landes, in der Region Darfur sowie am Roten Meer in Port Sudan werde Hilfe gebraucht, sagt die UNO.
Desillusionierte Sudanesinnen und Sudanesen
Die Bevölkerung ihrerseits zeigt sich offenbar skeptisch, dass die Kriegsparteien die neusten Zusagen tatsächlich einhalten werden, wie Kottoor in den sozialen Medien beobachtet.
Weil auch alle bislang vereinbarten Waffenruhen nicht gehalten hätten, glaube kaum jemand daran, dass es diesmal besser werde.
In der Tat konnten sich die Parteien bislang auf keine neue Waffenruhe einigen. Allerdings sollen die Gespräche dazu laut US-Angaben in Kürze wieder aufgenommen werden. Seit Beginn der Kämpfe Mitte April waren mehrmals Waffenruhen ausgehandelt worden, die allerdings nie gehalten haben.
Hoffnung auf eine Waffenruhe, die hält
Die vermittelnden Staaten versuchten wohl, Schritt für Schritt Vertrauen zwischen den beiden Seiten aufzubauen und sich dem Thema Waffenruhe anzunähern, sagt Kottoor. «Das Ziel ist, innert zehn Tagen zu einer Waffenruhe zu kommen.»
Die Gewalt im Sudan eskalierte Mitte April, als ein schon lange schwelender Machtkampf zwischen den beiden Generälen in massive militärische Gewalt ausartete. Die Armee unter dem Kommando von De-facto-Präsident al-Burhan kämpft gegen die paramilitärischen Einheiten seines Vizes Daglo.
Die beiden Generäle hatten sich 2021 gemeinsam an die Macht geputscht.