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Waffenruhen sind oft brüchig – Krieg in Sudans Hauptstadt Khartum
Aus SRF 4 News aktuell vom 04.05.2023. Bild: Reuters
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Stopp der Kämpfe in Sudan «Je konkreter eine Waffenruhe, desto erfolgreicher ist sie»

Seit dem Gewaltausbruch in Sudan sind bereits mehrfach Waffenruhen vereinbart worden – ohne grosse Wirkung. Nun soll eine siebentägige Kampfpause beginnen. Wieso es so schwierig ist, dass eine Waffenruhe hält und wann sie am ehesten eingehalten wird, weiss Konfliktforscherin Claudia Wiehler.

Claudia Wiehler

Konfliktforscherin

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Claudia Wiehler forscht am Center for Security Studies der ETH Zürich zu Waffenruhen in Bürgerkriegen.

SRF News: Warum sind Waffenruhen oftmals so brüchig?

Claudia Wiehler: Wichtig ist, ob die Parteien wirklich ein echtes Interesse an einer Waffenruhe haben. Wenn sie eine solche bloss eingehen, um beispielsweise einer Drittpartei zu gefallen, hat eine Feuerpause kaum Chancen. Doch selbst wenn ein genuines Interesse der Kriegsparteien besteht, kann es sein, dass eine Waffenruhe nicht funktioniert.

Gespräche über einen Waffenstillstand

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Die sudanesische Armee hat mitgeteilt, dass sie eine Delegation für Gespräche über einen Waffenstillstand nach Saudi-Arabien entsandt hat. Eine Bestätigung vonseiten der RSF-Miliz liegt zwar nicht vor, allerdings haben die USA und Saudi-Arabien in einer gemeinsamen Mitteilung die Gespräche begrüsst. Diese sollen heute beginnen.

Die USA und Saudi-Arabien fordern die Konfliktparteien auf, sich im Interesse der sudanesischen Bevölkerung und um die humanitäre Hilfe zu ermöglichen, aktiv an den Gesprächen für einen Waffenstillstand zu beteiligen.

Vor wenigen Tagen ist eine vor kurzem in Kraft getretene Waffenruhe erneut gebrochen worden. Laut dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira kam es zu Luftangriffen und schwerem Beschuss in der Nähe des Präsidentenpalasts in der Hauptstadt Khartum.

Die von beiden Konfliktparteien vereinbarte Waffenruhe ist vom 4. bis 11. Mai angesetzt. Die Hoffnung auf eine tatsächliche Waffenruhe war allerdings gering gewesen. Seit Beginn der Kämpfe vor gut drei Wochen wurden bereits wiederholt Feuerpausen von bis zu 72 Stunden ausgehandelt, die jedoch immer wieder gebrochen wurden.

Weshalb nicht?

Meist gibt es niemanden, der die Waffenruhe durchsetzen kann. Entscheidend ist also das Verhalten der Kriegsparteien. Wenn eine Partei die Ruhe bricht, wird die andere Partei mit gewisser Wahrscheinlichkeit zurückschiessen. So kommt schnell eine Spirale in Gang, die Kämpfe brechen wieder aus, die Vereinbarung scheitert.

Manchmal hat die Führung einer Kriegspartei gar nicht die volle Kontrolle über ihre ‹Fusssoldaten›.

Das hat auch damit zu tun, dass die Vereinbarung zur Feuerpause durch die Führungsriegen ausgehandelt wird, es aber nicht einfach ist, sie durch die Befehlsstrukturen bis an die Front durchzusetzen. Manchmal hat die Führung auch gar nicht die volle Kontrolle über ihre «Fusssoldaten».

Welche Voraussetzungen sind nötig, um eine Waffenruhe aushandeln zu können?

Möglicherweise waren die Parteien bereits in Kontakt miteinander und vertrauen darauf, dass eine Waffenruhe eingehalten wird. Wenn das Vertrauen nicht so ausgeprägt ist, kann es helfen, wenn Drittparteien einen Waffenstillstand vermitteln oder garantieren – oder einen solchen sogar durchzusetzen bereit sind durch eine eigene militärische Mission.

Eine kurzfristige Waffenruhe hat viel grössere Chancen eingehalten zu werden, wenn beide Seiten darin Vorteile sehen.

Eine kurzfristige Waffenruhe hat auch viel grössere Chancen eingehalten zu werden, wenn dadurch beide Seiten Vorteile sehen – wenn beispielsweise eine humanitäre Mission ermöglicht wird. Wenn die Gewalt aber langfristig gestoppt werden soll, ist es schwieriger. Insbesondere sollten die Parteien dann keine Aussicht auf einen militärischen Gewinn haben.

Waffenruhe oder Waffenstillstand?

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Mit Waffenruhe wird eine kurzfristige Einstellung der Kampfhandlungen bezeichnet, eine Feuerpause also. Oftmals liegt ihr ein bestimmter Zweck zugrunde, wie die Bergung von Verwundeten oder Toten oder die Ermöglichung von Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung.

Ein Waffenstillstand dagegen hat zum Ziel, die Kampfhandlungen längerfristig zu beenden. Dabei werden meist genaue Bedingungen festgelegt, wie etwa Demarkationslinien. Ein nächster Schritt nach einem Waffenstillstand wäre die Aushandlung eines Friedensvertrags. Das allerdings ist nicht immer der Fall: Im Koreakrieg beispielsweise wurde 1953 nach mehr als zwei Jahren Krieg ein Waffenstillstand zwischen Nord- und Südkorea ausgehandelt, der noch heute in Kraft ist – denn ein Friedensvertrag kam in den vergangenen 70 Jahren nie zustande.

Wann wird eine Waffenruhe am ehesten eingehalten?

Wichtig ist die Ausgestaltung der Vereinbarung. Je konkreter und genauer sie ist, umso eher wird sie eingehalten. Ist sie unklar und vage formuliert, gibt es mehr Spielraum für unterschiedliche Interpretationen – und Missverständnisse.

Welche Absichten können hinter einer Waffenruhe stecken?

Rund zwei Drittel der abgeschlossenen Vereinbarungen zu Waffenruhen werden im Kontext von Friedensbemühungen abgeschlossen. Das zeigen unsere Untersuchungen. Daneben können wie erwähnt konkrete Absichten wie die Bergung von Verwundeten oder die humanitäre Versorgung Antrieb für eine Waffenruhe sein.

Eine dritte Kategorie von Waffenruhen hat zum Ziel, einen territorialen Konflikt einzufrieren – ohne Absicht eines sofortigen Friedens. Schliesslich können Waffenruhen auch mit dem Hintergedanken abgeschlossen werden, sie militärisch zu nutzen. Etwa, um die eigenen Truppen mit neuem Material auszurüsten, um danach gestärkt wieder militärisch losschlagen zu können.

Das Gespräch führte Ramona Kayser.

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SRF 4 News, 4.5.2023, 6:50 Uhr ; 

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