Vor zwei Wochen noch meldete die chinesische Regierung, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt wachse stabil. Diese Woche jedoch lancierten die Behörden in Peking verschiedene Massnahmen und machten eine Serie von Ankündigungen, um die Wirtschaft zu stützen.
Schrumpfende Verkäufe
Zerfallende Immobilienpreise, sinkende Aktienkurse, steigende Jugendarbeitslosenquoten, lahmender Konsum: Signale, dass es in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt kriselt, gibt es zahlreiche. Sie sind deutlich und sie sind seit Monaten offensichtlich.
Die schrumpfenden Verkäufe der Schweizer Uhrenhersteller beispielsweise sind ein weiterer Ausdruck davon. Neben den Zahlen unterstreichen Aussagen von Unternehmerinnen und Angestellten in China die schwierige Situation.
Bisher schien es in Peking aber keine Dringlichkeit zu geben, grossangelegte Stützungsmassnahmen für die Wirtschaft zu lancieren. Zwar gab es Anweisungen an die Banken, etwa, schlingernde Immobilienkonzerne zu stützen, oder die Ankündigung, den Konsum fördern zu wollen.
Von Ökonominnen und Ökonomen wurden diese Massnahmen jeweils als unzureichend eingestuft. Zumindest von jenen, die sich noch trauten, über die Wirtschaftspolitik zu reden. Denn je schlechter die wirtschaftliche Situation wurde, desto grösser wurde der Druck auf Expertinnen und Experten. Sie sollten sich vor allem zu den positiven Aussichten der Wirtschaft äussern, so die Message aus Peking. Kritisches Hinterfragen scheint nicht erwünscht.
Zentralbank senkte die Zinsen
Diese Woche könnte nun ein Wendepunkt sein: nicht was die Zensur angeht, sondern in Bezug auf die Einschätzung, was Chinas Wirtschaft braucht. Den konkretesten Hinweis dafür gab die chinesische Zentralbank am Dienstag: Eine Kombination von Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen sollen den immer noch schlingernden Immobiliensektor stabilisieren und die Börsenkurse wieder zum Steigen bringen.
Ausserdem soll die Arbeitslosigkeit bekämpft werden. Und das von Präsident Xi Jinping angeführte Politbüro der Kommunistischen Partei, eines der wichtigsten Politgremien in China, verspricht zusätzliche finanzpolitische Massnahmen. Chinesische Newsplattformen verweisen darauf, dass es unüblich ist, dass sich das Politbüro zu diesem Zeitpunkt mit Wirtschaftsthemen befasst. Das zeigt, wie wichtig und dringlich die Ankündigungen sind.
Börsenkurse schossen in die Höhe
Ob die Serie von Massnahmen und Versprechen tatsächlich zu den gewünschten Besserungen führen wird, bleibt zu diesem Zeitpunkt fraglich. Denn abgesehen von den Zentralbankankündigungen sind die Aussagen aus Peking vage. Das detaillierte Vorgehen ist nicht bekannt.
Die Händler an der Börsen liessen derweil die Kurse in Shanghai, Shenzhen und Hongkong schon mal hochschiessen. Das Vertrauen der Unternehmerinnen und Konsumenten zurückzugewinnen, dürfte schwieriger sein.