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Greta Thunberg kämpft am WEF fürs Klima
Aus SRF News vom 23.01.2019.
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Kritik an Greta Thunberg Die häufigsten Vorwürfe – und was von ihnen zu halten ist

Das Wirken der populären Klimaaktivistin wird von vielen Usern in den Sozialen Medien kritisch gesehen. Was ist an den Vorwürfen dran?

Greta Thunberg ist der heimliche Star am diesjährigen WEF. Die Reise der jungen schwedischen Klimaaktivistin nach Davos sorgt für Schlagzeilen. Auf Facebook und in den Kommentarspalten von SRF häufen sich jedoch kritische Worte über das Tun der 16-Jährigen. SRF-Klimaexperte Klaus Ammann äussert sich zu den sechs häufigsten Vorwürfen.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

1. Sie geht nicht zur Schule und animiert andere Jugendliche zum Schwänzen

Dazu kann ich nur sagen, dass Greta Thunberg sehr wohl zu Schule geht, dass sie aber in den letzten Monaten jeweils freitags geschwänzt hat, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Streik ist grundsätzlich legitim, wobei Schüler natürlich in erster Linie sich selbst schaden, wenn sie nicht zur Schule gehen. Greta und die klimastreikenden Schüler rund um die Welt argumentieren damit, dass es ja keinen Sinn ergibt, zur Schule zu gehen, wenn sie wegen des Klimawandels keine Zukunft hätten.

2. Das Ganze ist ein reines Ego-Projekt eines Teenagers

Das kann man sicherlich so sehen. Greta macht allerdings nicht den Eindruck, dass sie nach Aufmerksamkeit für ihre Person lechzt. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie den ganzen Rummel auf sich nimmt – um der Sache, die ihr wichtig ist, willen. Sie wirkt authentisch. Natürlich hat sie diesbezüglich, dank ihren Eltern – die Mutter ist Opernsängerin, der Vater Schauspieler – bessere Voraussetzungen als andere Gleichaltrige.

3. Als Asperger-Autistin bräuchte sie Hilfe statt Aufmerksamkeit

Greta sagt selbst, sie könne sich stunden-, gar tagelang mit einem Thema, in letzter Zeit vor allem mit dem Klimawandel befassen. Ob sie das aufgrund des Asperger-Syndroms besser kann als andere Gleichaltrige, ist für mich schwierig zu beurteilen. Ich finde es grundsätzlich aber höchst problematisch, wenn ihre radikale, kritische Haltung mit Asperger in Verbindung gebracht und so diskreditiert wird.

4. Greta lässt sich von Klima-Lobby und Medien missbrauchen und wird manipuliert

Es ist klar, dass Klimaschutz-Organisationen gerne auf Greta verweisen, teilweise gar versuchen, sie zu vereinnahmen. Dass Klimaschützer die Jugendliche aktiv «missbrauchen» oder «manipulieren», habe ich von aussen bisher nicht feststellen können.

«Ich habe nicht das Gefühl, dass sie irgendwie gesteuert wird»

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SRF-Klimaexperte Klaus Ammann über seine Begegnungen mit Greta Thunberg:

«Ich habe zurückhaltend reagiert, als Greta Thunberg an der Klimakonferenz im Dezember in Kattowitz aufgetreten ist. Es gehört zum Ritual, dass an Klimakonferenzen Kinder vor der Versammlung sprechen. Der Auftritt von Greta Thunberg war aber insbesondere deshalb speziell, weil sie nicht das nette Mädchen ist, nicht bittet, sondern den Politikern (und Wirtschaftsführern) radikal entgegen tritt, ihnen gar sagt, sie sollten sich schämen.

Unterdessen aber ist sie zu einem Aushängeschild der Klimaschutz-Bewegung geworden und zum Vorbild der vielen klimastreikenden Schülern weltweit. Dass solche Radikalität nicht bei allen gut ankommt, ist verständlich. Die Kritik an Greta Thunberg bisher hat mich allerdings nicht überzeugt. Bei meinem Treffen mit ihr am WEF hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, dass sie irgendwie gesteuert wird. Sie wird vor zu viel Rummel geschützt, u.a. von ihrem Vater, und sie wird natürlich unterstützt, aber sie scheint ihre eigene Meinung zu äussern. Das zeigt sich auch darin, dass vieles wenig differenziert, schwarz-weiss daher kommt, was sie sagt.»

5. Sie hat keine Ahnung vom Klima und keine Lösungen

Dem würde ich widersprechen. Sie scheint die Grundprobleme des Klimawandels sehr wohl verstanden zu haben. Auch im Austausch mit Klimaforschern ist sie im Stande, informierte Fragen zu stellen. Auch hat sie Lösungsideen, wenn auch radikale und politisch unrealistische. Greta will die sofortige Reduktion der CO2-Emissionen. Sie versucht mit gutem Beispiel voranzugehen. Laut Medienberichten ernährt sie sich vegan, fliegt nicht und hat ihren Konsum auf ein Minimum beschränkt.

6. Vorwürfe an die Eltern: «Mutter Links-Extremistin, Vater handelt mit CO2-Zertifikaten»

Für Vorwürfe in so ausgeprägter Form habe ich keine Bestätigung finden können. Gretas Mutter verzichtet angeblich seit einigen Jahren aufs Fliegen und tritt als Sängerin nur noch in Schweden auf. Zudem hat sie ein Buch über ihre Tochter geschrieben. Der Vater arbeitet laut Medienberichten mit der Klimaschutz-Plattform «We don’t have time» zusammen. Er ist dort aber weder als Mitarbeiter noch als Teilhaber aufgeführt. Offensichtlich scheint er die Meinung seiner Tochter zu teilen und ihr Engagement zu fördern. Daraus einen Manipulationsvorwurf abzuleiten, scheint mir aber gewagt.

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