- Das geistliche Oberhaupt der Kirche von England hat die Pläne von Premierminister Boris Johnson, Asylbewerber während ihres Antragsverfahrens ins ost-afrikanische Ruanda zu schicken, scharf kritisiert.
- Die eigene Verantwortung an ein anderes Land abzugeben, sei nicht im Sinne Gottes, sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, in seiner Osterpredigt.
- Die konservative britische Regierung hatte diese Woche erklärt, man habe eine entsprechende Übereinkunft mit Ruanda unterzeichnet.
«Die Details sind Sache der Politik. Aber das Prinzip muss dem Urteil Gottes standhalten, und das kann es nicht», kritisierte Erzbischof Welby die britische Flüchtlingspolitik in seiner Predigt. Die Verantwortung an ein anderes Land auszulagern sei «das Gegenteil der Natur Gottes, der selbst die Verantwortung für unser Scheitern übernommen hat», sagte das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Die ungewöhnlich klare Stellungnahme des Erzbischofs von Canterbury schaffte es am Ostersonntag auf die Titelseiten mehrerer britischer Zeitungen.
Auch Menschenrechtler und Opposition äusserten sich empört über das «grausame und gemeine» Vorhaben. Die Pläne «widersprechen dem Geist und Text der Genfer Flüchtlingskonvention», warnte das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR.
Am Wochenende wurde bekannt, dass die Innenministerin und konservative Hardlinerin Priti Patel Bedenken eines hochrangigen Mitarbeiters mit einer speziellen, selten genutzten Direktive übergangen hatte. Hochrangige Beamte des Innenministeriums, das für die Einwanderungspolitik zuständige Behörde, hatten zuvor Bedenken gegen diese Politik geäussert, wurden jedoch von Innenministerin Patel überstimmt.