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Tomatenknappheit in Indien: Ärmere Menschen leiden, Produzenten profitieren
Aus SRF 4 News vom 28.07.2023.
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Lebensmittel in Indien Teure Tomaten machen Millionäre in Indien

Unverzichtbar in der indischen Küche: Tomaten. Doch dieses Jahr sind sie unglaublich teuer.

Tomatenbauer Ishwar Gayakar aus dem indischen Bundesstaat Maharashtra reibt sich die Hände: Selten liefen seine Geschäfte so gut wie jetzt. Dank rekordhoher Tomatenpreise ist er innerhalb weniger Wochen zum Rupie-Millionär geworden. «Bis jetzt habe ich 2.8 Millionen Rupien verdient», sagt Gayakar der indischen Nachrichtenagentur ANI auf seinem riesigen Feld voller Tomatenstauden. Das sind umgerechnet knapp 30'000 Franken. Aber es gebe noch Spielraum nach oben, sagt der Bauer. Die Ernte ist noch nicht vorbei.

Seit Anfang Juni sind die Preise für Tomaten in die Höhe geschossen. Für ein Kilo des in der indischen Küche wichtigen Gemüses zahlen Konsumentinnen und Konsumenten bis zu 400 Prozent mehr als noch vor ein paar Wochen. Ein Kilo Tomaten kostete teilweise mehr als ein Liter Benzin. «Es ist zwar normal, dass die Tomaten in dieser Jahreszeit teurer sind als sonst», sagt ein Gemüseverkäufer auf einem Markt in Mumbai. «Aber so extrem wie in diesem Jahr war es noch nie.»

Ein Mann steht hinter einem Marktstand, im Vordergrund ein Korb mit Tomaten
Legende: Händler Mohamed Azad in Mumbai hat keine Freude an den hohen Preisen. Viele Kundinnen und Kunden können sich das teure Gemüse nicht mehr leisten. SRF/Maren Peters

Hinter den Rekordpreisen stehen mehrere Ursachen: erst die Hitzewellen im April und Mai, dann der zu spät einsetzende Monsun. Schädlinge kamen, führten zu schlechter Qualität und tiefen Preisen. Viele Bauern setzten daher auf Alternativen wie Bohnen, und liessen die Tomaten links liegen. Das verknappt das Angebot seit ein paar Wochen.

Kunden kämpfen mit hohen Tomatenpreisen

Erschwerend kommt hinzu: Wegen des inzwischen heftigen Monsunregens können die Tomaten an manchen Tagen kaum transportiert werden. Dann schiessen die Preise wieder in die Höhe.  «Was kosten die Tomaten heute?», ruft eine Kundin in Pellerine durch den heftigen Monsunregen. «140 Rupien», antwortet der Verkäufer eines Strassenstands in Mumbai. Das sind umgerechnet knapp 1.50 Franken. Die junge Frau bestellt ein halbes Kilo. «Die Preise sind ein Schock für uns», sagt sie.

Anfang Juni kostete das Kilo 200 Rupien (umgerechnet 2.12 Franken), dann 180, dann 160, erzählt sie. «Heute zahle ich nur 140 Rupien, das macht mich ein bisschen glücklich.» Für ihre Familie seien Tomaten in der Küche unverzichtbar. Normalerweise kaufe sie deutlich mehr.

Eine Person in Regenpellerine steht vor einem Marktstand
Legende: Die Tomatenpreise sind um bis zu 400 Prozent gestiegen. SRF/Maren Peters

Ein anderer Kunde lässt sich gerade mal vier Tomaten abwiegen. «Die sind nur für heute», sagt der Mann. «Morgen kaufe ich wieder eine Portion.» Mehr auf einmal könne er nicht bezahlen. Aber ganz verzichten auf Tomaten mag er nicht, wegen des Geschmacks.

Tomatenverkäufer Mohammed Azad in Mumbai nimmt eine Handvoll Tomaten aus dem noch vollen Korb. Diese Preise regten ihn auf, sagt er. Viele Arme könnten sich nur noch wenige Tomaten pro Tag leisten. «Wer soll denn all meine Tomaten kaufen? Das Geschäft lohnt sich nicht für mich, trotz der hohen Preise.»

Tomaten als Zusatzgeschenk

Tomaten sind so wertvoll geworden, dass einige findige Unternehmer sie sogar als Lockmittel verwenden, um ihr Geschäft anzukurbeln. «Wenn Sie ein Smartphone kaufen, gibt es zwei Kilo Tomaten gratis dazu!» wirbt ein Smartphone-Verkäufer in Delhi, wie auf einem Video der «Indian Times» zu sehen ist. Auch ein Schuhverkäufer im Bundesstaat Punjab bietet pro verkauftem Paar Schuhe zwei Kilo Tomaten extra an.

Ein Ende des hohen Tomatenpreises ist noch nicht abzusehen. «Vielleicht mit dem Ende des Monsuns», mutmasst ein Händler in Mumbai. Andere setzen ihre Hoffnungen auf die nächste Erntesaison. Bis dahin kann Tomatenmillionär Ishwar Gayakar seine Tomaten noch vergolden. Aber er ist die Ausnahme. Für die meisten Bauern war die Tomatenernte schlecht.

Rendez-vous, 28.07.2023, 12:30 Uhr

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