- Nestlé hat sich offenbar mit den Opfern der mit E.coli verseuchten Pizzen in Frankreich aussergerichtlich geeinigt.
- Die französische Unternehmenstochter habe sich verpflichtet, den Opfern eine Entschädigung zu zahlen.
- Vor einem Jahr starben zwei Kinder aufgrund der Verseuchung, mehrere Personen erkrankten schwer.
Die «gütliche Entschädigungsvereinbarung» sei bereits am 31. März unterzeichnet worden, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Zur Höhe der Entschädigung wurden keine Angaben gemacht.
Nachdem es vergangenes Jahr in einer Fabrik der Nestlé-Tochter Buitoni im französischen Caudry zu einer Kontamination von Pizzateig mit E.coli-Bakterien gekommen war, starben zwei Kinder nach dem Verzehr der Pizzen an Nierenversagen. Dutzende weitere Konsumenten der verseuchten Pizzen erkrankten schwer.
Entschädigungsvorschlag gemäss Schweregrad
«Jede der betroffenen Personen wird von Nestlé Frankreich einen Entschädigungsvorschlag erhalten, der auf eine medizinische Bewertung folgt und der auf gerechte Weise die Schwere der Schäden und jede Situation berücksichtigt», sagt Buitoni Frankreich gegenüber AFP.
Den Opfern solle dadurch eine «gerechte Entschädigung» zukommen, wie der Anwalt Pierre Debuisson, der 63 Opfer vertritt, in einer separaten Erklärung schrieb.
Debuisson hatte Nestlé wegen «grober Fahrlässigkeit» vor dem Gericht in Nanterre verklagt und eine Entschädigung in Höhe von 250 Millionen Euro für seine Mandanten gefordert. Die Anhörung in dem Fall war für den 9. Mai vorgesehen gewesen.
Durch die Einigung wird der zivilrechtliche Teil des Falles abgeschlossen. Damit fällt auch die geplante Anhörung aus. «Im Rahmen des Zivilverfahrens sind gütliche Einigungen üblich und ermöglichen es, den Zivilrechtsstreit zu beenden», erklärte Nestlé gegenüber AFP.
Strafrechtliche Untersuchung hängig
Ein strafrechtliches Verfahren ist allerdings nach wie vor hängig: Im Mai des vergangenen Jahres war in Paris eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden. Insbesondere wegen fahrlässiger Tötung von zwei Opfern und fahrlässiger Körperverletzung von 14 weiteren Opfern, wie eine Gerichtsquelle berichtete. Anklage gegen Nestlé wurde jedoch bislang nicht erhoben.
Nachdem die Fälle der Vergiftungen bekannt geworden waren, hatte der Konzern am 18. März 2022 seine Pizzen zurückgerufen und die beiden Produktionslinien der Pizzafabrik in Caudry, im Norden Frankreichs, geschlossen. Am 1. April hat dann die Präfektur alle Aktivitäten in der dortigen Fabrik untersagt, da die Gesundheitsbehörden einen Zusammenhang mit dem Verzehr der Pizzen und den Krankheitsfällen festgestellt hatten.
Ein Jahr nach dem Fall kündigte Nestlé Ende März die endgültige Schliessung der Fabrik in Caudry an. Diese war zuvor teilweise wieder in Betrieb genommen worden, hatte jedoch nach dem Skandal einen massiven Umsatzeinbruch verzeichnet.