Seit dem Sturz des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 steigt General Chalifa Haftars Einfluss stetig. Mittlerweile kontrollieren seine Streitkräfte einen Grossteil des libyschen Staatsgebietes. Eine Friedenslösung ist ohne Haftar undenkbar.
In der bewegten Geschichte Libyens hat Haftar schon viele Rollen eingenommen: mitunter der langjährige Weggefährte Gaddafis oder Mitglied der libyschen Opposition und mutmasslicher CIA-Agent – sowie Kämpfer im Aufstand gegen Gaddafi.
Der 76-jährige General gilt denn auch als aggressiver Machtmensch, seine Kritiker werfen ihm vor, eine neue Militärdiktatur zu planen. Seine militärischen Erfolge verdankt er nicht zuletzt ausländischer Unterstützung.
Ausgebildet in der Sowjetunion
Haftar stammt aus der ostlibyschen Provinz Kyrenaika. Der Berufsoffizier wurde in der damaligen Sowjetunion ausgebildet. 1969 war er am Militärputsch unter Gaddafi gegen König Idris beteiligt und setzte anschliessend unter dem neuen Machthaber seine militärische Karriere fort.
Während Libyens Krieg gegen den Tschad (1978-1987) geriet Haftar in Gefangenschaft. Die libysche Führung liess ihn fallen und behauptete, der General gehöre nicht ihrer Armee an.
Arbeitete Haftar für die CIA?
Unter ungeklärten Umständen wurde er von den USA befreit und lebte dort fast zwei Jahrzehnte lang im Exil. Seine Kritiker werfen ihm vor, in dieser Zeit für den Geheimdienst CIA gearbeitet zu haben. 2011 kehrte Haftar nach Libyen zurück, um sich am Aufstand gegen Gaddafi zu beteiligen. Schnell stieg er zum Chef der Bodentruppen auf.
Im Jahr 2017 gelang es Haftars Streitkräften, extremistische Milizen aus Bengasi zu vertreiben.
Seit April 2018 gelang es Haftars Truppen in mehreren Offensiven, wichtige Städte im Osten und Süden Libyens einzunehmen. Seit Anfang April vergangenen Jahres rücken Haftars Truppen gar in die Hauptstadt Tripolis vor.
In Tripolis hat die von der Uno anerkannte Einheitsregierung unter Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch ihren Sitz. Sie wird von Haftar und seinen Anhängern nicht anerkannt.
Kritikern zufolge verdankt Haftar seinen militärischen Erfolg nicht zuletzt militärischer und politischer Unterstützung aus dem Ausland. Laut einem Uno-Bericht vom Dezember verstiessen insbesondere die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien durch regelmässige Waffenlieferungen an Haftar gegen das 2011 gegen Libyen verhängte Embargo.
Zudem sollen hunderte russische Söldner an der Seite Haftars kämpfen, was Moskau aber bestreitet.