Bereits beim allerersten Telefongespräch zwischen dem zukünftigen amerikanischen Präsidenten und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wurde klar, dass sie einen unterschiedlichen Zugang zum Thema Migration haben. Donald Trump liess verlauten, dass Sheinbaum zugestimmt hätte, die Grenze zwischen den USA und Mexiko zu schliessen. Sie korrigierte, dass es Ziel ihrer Regierung sei, Brücken zu bauen zwischen Regierungen und dem Volk.
Der politische Diskurs in Mexiko ist migrationsfreundlich. Im Wahlkampf, der letztes Jahr Claudia Sheinbaum als erste Frau an die Spitze Mexikos brachte, war keine ernstzunehmende Stimme zu hören, die mit der Migrationsthematik Stimmung zu machen versucht hätte. Und das, obwohl in Mexiko im Jahr davor mehr als 140’000 Personen Asyl ersucht hatten, eine der höchsten Antragszahlen der Welt.
Strafzölle als Damoklesschwert
Doch Mexiko steht unter Druck des grossen Nachbarn. Mehr als 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in die USA. Wenn nun Donald Trump droht, Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf Waren aus Mexiko zu erheben, wenn das Land die Migration und den Drogenhandel nicht eindämme, dann ist das ein bedrohliches Szenario. So demonstriert Claudia Sheinbaum seit der Wiederwahl Trumps regelrecht, dass Mexiko sich durchaus um Migration und Drogenhandel kümmere.
Zufälligerweise gelang den mexikanischen Behörden nur wenige Tage nach Trumps Wahl die grösste Beschlagnahmung von Fentanyl-Pillen, die jemals in Mexiko durchgeführt wurde. Die mexikanische Regierung vermeldete zudem, dass sie Migrantenkarawanen aufgelöst habe. All das, obwohl die Zahl der Migranten, die derzeit die US-Grenze erreichen, bereits jetzt so tief ist wie seit 2020 nicht mehr.
Notfall-App für Migranten in den USA
Zudem unterstreicht Sheinbaum immer wieder den positiven Einfluss der mexikanischen Migrantinnen und Migranten in den USA. Denn niemand weiss, wie und in welchem Ausmass Donald Trump seine geforderte Massenabschiebung umsetzen kann. Doch Mexiko nimmt diese Drohung ernst. Mehr als vier Millionen Mexikanerinnen und Mexikaner leben ohne Papiere in den USA, viele davon schon seit Jahren.
Darum hat die mexikanische Regierung bereits Massnahmen getroffen. So hat sie beispielsweise Ende Jahr eine Notfall-App präsentiert, mit welcher Betroffene Verwandte oder das nächste Konsulat informieren können, wenn sie befürchten abgeschoben zu werden. Die Regierung hat auch das Personal in den Konsulaten und für rechtliche Unterstützung erhöht. Zudem gibt es ein 24-Stunden-Call-Center, um Mexikanerinnen und Mexikaner in den USA in Migrationsfragen zu unterstützen.