Das Jubiläum: Die Nato feiert heute Donnerstag in Brüssel ihr 75-jähriges Bestehen. Bei einer Zeremonie im dortigen Hauptquartier wollen Generalsekretär Jens Stoltenberg und die Aussenminister der mittlerweile 32 Mitgliedstaaten an die Erfolge des Verteidigungsbündnisses erinnern und den Zusammenhalt beschwören, dies im Schatten des Krieges in der Ukraine.
Der Gründungsgrund: Die Nato war am 4. April 1949 in Washington in Reaktion auf die als bedrohlich wahrgenommene Politik der kommunistischen Sowjetunion gegründet worden. Im Kalten Krieg sollte das Verteidigungsbündnis der östlichen Militärmacht ein abschreckendes Gegengewicht entgegensetzen und zu Frieden und Sicherheit beitragen.
Die Mitglieder: Zurzeit hat die Nato 32 Mitglieder. Bei der Gründung im Jahr 1949 waren zwölf Staaten dabei: Belgien, Dänemark, Frankreich, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal, USA und Grossbritannien. Griechenland und die Türkei stiessen 1952 dazu, Deutschland 1955, Spanien 1982. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion traten 1999 Polen, Tschechien und Ungarn bei, 2004 Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien. Albanien und Kroatien wurden 2009 aufgenommen, Montenegro 2017. Die drei jüngsten Mitglieder sind Nordmazedonien (seit 2020), Finnland (seit 2023) und Schweden (seit 2024).
Die Grundregel: Das Bündnis spielte nach den islamistischen Anschlägen gegen die USA vom 11. September 2001 eine Schlüsselrolle im Krieg gegen die Taliban und die Terrororganisation Al Kaida in Afghanistan. Zum ersten Mal wurde damals für die USA Artikel 5 aktiviert, wonach ein bewaffneter Angriff auf ein Nato-Mitglied als Angriff gegen alle Mitglieder gewertet wird.
Das Ziel: Zweck der NATO ist es, mit politischen und militärischen Mitteln die Freiheit und Sicherheit ihrer Mitglieder zu garantieren, schreibt die Institution auf ihrer Homepage. Sie fördere demokratische Werte und ermögliche ihren Mitgliedern, in Verteidigungs- und Sicherheitsfragen zu kooperieren. Sie besitzt die militärische Macht, im Rahmen der Nato-Beistandsklausel (Artikel 5) oder mit einem Mandat der UNO militärische Operationen durchzuführen.
So präsentiert sich die Nato selbst:
Die Wandlungsfähigkeit: Die Allianz hat es bislang stets geschafft, sich anzupassen. Nachdem das Bündnis 1949 in Reaktion auf die als bedrohlich wahrgenommene kommunistische Sowjetunion gegründet worden war, war es im Kalten Krieg dafür zuständig, der östlichen Militärmacht ein abschreckendes Gegengewicht entgegenzusetzen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der 90er-Jahren nahm die Nato dann zeitweise die umstrittene Rolle einer Art Weltpolizei ein. So griff sie unter anderem in die Konflikte in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo und in Libyen ein. Das Bündnis erlebte 2021 das vielleicht grösste Debakel in seiner Geschichte, als der Rückzug aus Afghanistan in der Wiedereroberung des Landes durch die Taliban endete. Seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts liegt der Schwerpunkt des Bündnisses wieder auf Abschreckung und Verteidigung gegen Russland.