- Mit Tausenden Arbeitsvisa für ausländische Lastwagenfahrer will die britische Regierung doch noch das Weihnachtsfest retten.
- Wie das Verkehrsministerium in London in der Nacht zum Sonntag ankündigte, sollen von Oktober an und bis Heiligabend insgesamt 10'500 Spezialisten ins Land geholt werden.
- Damit will die Regierung Lebensmittel-Lieferengpässen begegnen. Diese sind nicht nur, aber auch auf verschärfte Einreiseregeln seit dem Brexit zurückzuführen.
Unter den 10'500 Spezialkräften sind 5000 Lastwagenfahrer und 5500 Facharbeiter für die Geflügelverarbeitung. Verkehrsminister Grant Shapps sagte, die Ausnahmegenehmigung solle «sicherstellen, dass die Vorbereitungen für die Weihnachtszeit im Plan bleiben».
Seit Wochen leidet die britische Wirtschaft unter erheblichen Lieferproblemen – denn dem Land fehlen bis zu 100'000 Lastwagenfahrer. Ein Grund dafür sind die schärferen Einwanderungsregeln seit dem Brexit.
Die Lieferprobleme hatten die Sorge geweckt, dass Lebensmittel für das Weihnachtsessen und Spielzeuge als Geschenke knapp werden könnten. Den Ausschlag für die Kehrtwende der Regierung, die bis vor kurzem noch Visaausnahmen für Ausländer abgelehnt hatte, brachten offensichtlich Bilder von langen Schlangen an Tankstellen. Wegen der Lieferprobleme hatten Energiekonzerne Dutzende Tankstellen nicht mit Benzin und Diesel beliefern können.
Wirtschaftsvertreter fordern mehr LKW-Fahrer
Vertreter der Logistikbranche sowie der Nahrungsmittelindustrie begrüssten die Regierungspläne. Zugleich machten sie deutlich, dass die insgesamt 10 500 Fachkräfte nicht ausreichten. Allein die Supermärkte benötigten mindestens 15'000 Lkw-Fahrer, damit die Geschäfte vor Weihnachten mit voller Kapazität arbeiten und Störungen oder Lieferprobleme vermieden werden, sagte Andrew Opie vom Einzelhandelsverband British Retail Consortium.
Auch die Präsidentin der Britischen Handelskammer, Ruby McGregor-Smith, kritisierte, die Massnahmen reichten bei weitem nicht aus. «Das ist, als ob man ein Lagerfeuer mit einem Fingerhut Wasser löschen will», sagte sie.
Während Wirtschaftsvertreter einräumen, dass der Brexit ein Grund für die angespannte Lage ist, weist die Regierung einen Zusammenhang zurück. Die Pandemie habe die Situation verschärft, sagte Minister Shapps. Zuvor habe es in Grossbritannien allerdings bereits Probleme gegeben. Shapps nannte eine alternde Belegschaft, niedrige Löhne und schlechte Bedingungen auf Autohöfen.