Darum geht es: In Neapel ist am Wochenende erneut ein Jugendlicher durch Waffengewalt umgekommen. Ein 18-Jähriger wurde getötet, als einer seiner Freunde mit einer Pistole hantiert und sich dabei ein Schuss gelöst haben soll. Er ist bereits der dritte getötete Teenager in Neapel in nur zwei Wochen. Und in allen Fällen sind die Täter ebenfalls minderjährig. Als Reaktion demonstrierten am Samstag mehrere Hundert Menschen gegen die grassierende Gewalt in Neapel.
Junge Männer aus den verwahrlosten Vorstädten Neapels sind für die ‹Kultur der Waffengewalt› besonders empfänglich.
Zwei weitere Morde: Erst vor wenigen Tagen ist ein 15-Jähriger in Neapel erschossen worden. Die Bluttat wurde auf dem zentralen Corso Umberto der süditalienischen Hafenstadt inmitten von Touristen verübt. Die Polizei untersucht die Beteiligung von zwei weiteren Minderjährigen, die bei der Schiesserei verletzt und in einem örtlichen Krankenhaus behandelt wurden. Und in der Nacht auf den 2. November war ein 19-Jähriger bei einem Streit von einem 17-Jährigen getötet worden.
Das sagt die Politik: Nach Angaben von «Save the Children» verlassen 18 Prozent der Kinder in Neapel ohne Abschluss die Schule, noch mehr leben in Armut – und hier liegt laut Experten auch eines der Hauptprobleme für die Gewalt. Und so hat jetzt auch der Bürgermeister von Neapel, Gaetano Manfredi, darauf hingewiesen, dass man mehr tun müsse für die Bildung und soziale Integration der Jugend. Polizei, Kontrollen und Videoüberwachung allein genügten nicht, betonte er.
Die Waffenfrage: Laut Aussage eines Staatsanwalts ist es in Neapel «kinderleicht», an eine Schusswaffe zu gelangen. Nirgends in Italien sollen mehr Waffen im Umlauf sein als in Neapel. «Und das hat mit der Camorra, der lokalen Mafia, zu tun», sagt SRF-Italien-Korrespondent Franco Battel. Experten sprechen sogar von einer «Kultur der Waffengewalt» – viele glaubten, man könne alles erreichen, wenn man bloss mit einer Schusswaffe drohe. «Junge Männer aus den verwahrlosten Vorstädten Neapels sind dafür natürlich besonders empfänglich», so Battel.
Der Tourismus: Neapel mit seinen rund 930'000 Einwohnerinnen und Einwohnern bangt wegen der grassierenden Kriminalität um sein Image als Touristenstadt. Die drittgrösste Metropole Italiens befürchtet, ausländische Besucher könnten durch Überfälle und Morde abgeschreckt werden. Und das, nachdem Neapel in den letzten Jahren einen Tourismus-Boom erlebt hat – was wiederum dazu geführt hat, dass mehr Jugendliche einen Job gefunden haben, meist in der Gastronomie oder der Hotellerie.