Worum geht es? In Südafrika haben am vergangenen Wochenende Wahlen stattgefunden. Die bisher dominierende Partei, der Afrikanische Nationalkongress (ANC), hat schwere Verluste erlitten und kam nur noch auf 40 Prozent der Stimmen. Bei der letzten Wahl waren es noch 57.5 Prozent. Damit erhält der ANC nur noch 159 Sitze im Parlament von insgesamt 400. Bislang waren es für den ANC 230 Sitze.
Wie viele Stimmen erhielt die Opposition? Die grösste Oppositionspartei, die wirtschaftsfreundliche Demokratische Allianz (DA), kommt auf etwa 21,8 Prozent und die neu gegründete Umkhonto we Sizwe (MK) von Ex-Präsident Jacob Zuma auf 14.6 Prozent. Die extrem linken wirtschaftlichen Freiheitskämpfer (EFF) liegen bei 9.5 Prozent.
Was bedeuten die Verluste für den ANC? Die Haltung der Parteimitglieder habe sich grundlegend geändert. Im Vergleich zu vor den Wahlen seien sie demütig geworden. «Der amtierende Präsident Cyril Ramaphosa, der auch Vorsitzender des ANC ist, hat bereits gesagt, dass er nicht zurücktreten werde», so SRF-Afrika-Korrespondentin Sarah Fluck.
Mit wem könnte eine Regierung gebildet werden? Es ist das erste Mal seit dreissig Jahren, dass der ANC eine Koalition bilden muss. Momentan scheinen zwei Möglichkeiten plausibel: entweder eine Koalition mit der Partei Demokratische Allianz (DA) oder eine Koalition mit der Partei Economic Freedom Fighter (EFF)
- DA: «Diese Partei will eine marktorientierte Wirtschaftspolitik. Sie wollen vor allem das Wirtschaftswachstum fördern», sagt Sarah Fluck. Dies decke sich mit der Ausrichtung des amtierenden Präsidenten Cyril Ramaphosa. Ansonsten gebe es nicht viele Gemeinsamkeiten.
- EFF: «Der ANC und der EFF haben denselben Herzschlag. Sie setzen sich für Black Economic Empowerment ein, also dafür, dass die Schwarze Bevölkerung wirtschaftlich mehr teilhat.» Allerdings sei die EFF linkspopulistisch, sie sei für die Landenteignung weisser Farmer und für die Verstaatlichung von zentralen Wirtschaftszweigen wie Kohle- und Diamantenabbau.
Was macht der ehemalige Präsident Jacob Zuma? Er hat eine neue Partei gegründet, Umkhonto we Sizwe (MK). Diese Partei hat 14 Prozent der Stimmen gewonnen. Zuma hat bereits zu Protesten gegen das Wahlresultat aufgerufen und möchte Neuwahlen. «Ihm passt es nicht, dass er nicht selbst als Präsident kandidieren darf. Das Verfassungsgericht hat ihm das kurz vor der Wahl untersagt. Er ist deshalb wütend und versucht, diese Institutionen zu untergraben», so Fluck.
Warum möchte Zuma Neuwahlen? In der Provinz Kwazulu-Natal ist seine Partei MK sehr stark. Kwazulu-Natal ist die Region rund um die Stadt Durban. In dieser Provinz hat seine Partei zwar sehr viele Stimmen gewonnen, aber nicht die absolute Mehrheit. «Zuma hätte gerne das absolute Mehr in dieser Provinz, darum möchte er auch Neuwahlen herbeiführen», so die Korrespondentin.