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Island: Reykjanes-Vulkan ausgebrochen
Aus Tagesschau vom 19.12.2023.
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Lage ist stabil So steht es um den Vulkanausbruch nahe Reykjavik

Die Lage scheint derzeit stabil, der Ausbruch könnte bald abklingen. Die Gefahr ist jedoch noch nicht gebannt.

Darum geht es: Seit Wochen bebt auf Island die Erde. Am Montag ist es zum vulkanischen Ausbruch gekommen, Lava sprudelte aus einem schätzungsweise vier Kilometer langen Erdspalt. Glücklicherweise wurden die Einwohner des nahegelegenen Grindavik bereits evakuiert. Zuletzt hatte die seismische Aktivität wieder abgenommen und könnte in den kommenden Tagen abklingen. Lava trat nur noch an vereinzelten Stellen an die Erdoberfläche. Die Gefahr ist jedoch noch nicht gebannt, betonen die Behörden.

Deshalb kommt es zum Ausbruch: «Die tektonische Situation in Island ist geologisch speziell», sagt die Vulkanologin Juliana Troch gegenüber SRF. Es gebe zwei Faktoren, die zum Aufstieg von Magma aus dem Erdmantel führen: «Zum einen liegt Island auf dem Mittelatlantischen Rücken und damit auf der Grenze zwischen der europäischen und nordamerikanischen Kontinentalplatte. Durch die Plattentektonik werden die beiden Platten jedes Jahr etwas weiter voneinander weggeschoben – im Mittel ungefähr drei bis vier Zentimeter im Jahr.»

Zum anderen liegt Island auf einem Hotspot, einem sogenannten Mantelplume. «Dort steigt ebenfalls heisses Mantelmaterial auf und führt zur Bildung von Magma», so Troch. «Diese beiden Faktoren führen dazu, dass Island vulkanisch hochaktiv ist.»

Ein Helikopter über dem Ausbruchsgebiet.
Legende: Der Riss in der Erdoberfläche ist auf mehrere Kilometer Länge angewachsen. Unter der Halbinsel Reykjanes befindet sich ein rund 15 Kilometer langer Magmatunnel. EPA/ICELANDIC COAST GUARD

Auswirkungen für Kontinentaleuropa: Die aktuellen Meldungen aus Island erinnern an den Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010. Seine Asche brachte den Flugverkehr in ganz Europa und Nordamerika zum Erliegen.

Kein Gletscher wie beim Eyjafjallajökull

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Legende: Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull bricht im April 2010 aus und verursacht mit seinen Aschewolken weitreichende Störungen des Flugverkehrs. EPA/VILHELM GUNNARSSON

«Die beiden Ausbrüche sind nicht gut miteinander vergleichbar», sagt Vulkanologin Juliana Troch. «Der Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 begann unter einem Gletscher, dadurch kam es zu recht explosiver Aktivität, die viel feine Asche produziert hat». Der jetzige Ausbruch sei nicht unter Eis geschehen, sondern eher eine Spalteneruption, wo Magma entlang einer «tektonischen Störung» aufsteigt.

«Der jetzige Ausbruch ist daher ähnlich zu den vorhergegangenen Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel in den letzten drei Jahren. Auch die Fagradalsfjall-Eruption 2021 fing als eine Spalteneruption an, und erst nach einiger Zeit hat sich die Aktivität hin zu Lavafontänen aus Vulkankegeln verlagert», erklärt die Expertin.

Die jetzige Eruption ist allerdings deutlich näher an dem Ort Grindavik, der vor einigen Wochen bereits evakuiert werden musste. «Jetzt heisst es Daumen drücken, dass die Lava in unbewohntes Gebiet fliesst und niemand zu Schaden kommt.»

«Die Höhenströmung ist tatsächlich auf Nordwest und somit wäre das schon einmal ein direktes Förderband in Richtung Mitteleuropa», weiss Jan Eitel von SRF Meteo. Aber: «Wir wissen noch nichts über die Zusammensetzung und die Höhe der Vulkanasche. Deshalb wissen wir auch nicht, ob der Höhenwind sie zu uns bringt oder nicht – es fehlen uns die Daten.»

Schematische Darstellung zu den Auswirkungen einen Vulkan-Ausbruches: Asche, die bis in die Stratosphäre aufsteigt
Legende: SRF

Erklärung zur Grafik

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Bei einem Vulkanausbruch wird unter anderem auch Schwefel beziehungsweise Schwefeldioxid (SO₂) ausgestossen. Schwefeldioxid wirkt umgekehrt wie ein Treibhausgas, also beispielsweise CO₂.

Es reflektiert die kurzwellige Sonnenstrahlung zurück ins All. Damit gibt es auf dem Erdboden weniger Einstrahlung. Durch weniger Einstrahlung schmelzen auch Gletscher und Schneefelder weniger stark ab, was zusätzlich den Abkühlungseffekt noch verstärkt.

Allerdings kommt es nur zu einer signifikanten Abkühlung, wenn das Schwefeldioxid bis in die Stratosphäre gelangt ist, also eine Höhe von mehr als 20 Kilometern über Grund erreicht hat. Bleibt das Schwefeldioxid dagegen in der Troposphäre, wird es rasch ausgewaschen und kann sich nicht lange genug in der Atmosphären halten.

Flugverkehr: Auf Island gibt es derweil eine Luftraumeinschränkung direkt über dem Vulkanausbruch. Doch Skyguide-Sprecher Vladi Barrosa erklärt auf Anfrage von SRF: «Faktoren, die den Flugverkehr einschränken würden, wären eine grosse Rauchentwicklung und Asche.» Derzeit gebe es aber keine spürbaren Auswirkungen – selbst in Island laufe der Luftverkehr normal. Es sei unwahrscheinlich, dass sich Ähnliches wiederhole wie beim Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010.

Gemäss dem Onlinedienst Flightradar24 sind bislang nur wenige Flüge ausgefallen oder verspätet. Dies betreffe hauptsächlich den Flughafen Keflavik südwestlich der isländischen Hauptstadt. Auch die nationale Fluggesellschaft Icelandair teilte mit: «Unser Flugplan bleibt unverändert.»

Tourismus: «Wir haben es hier nicht mit einer Sehenswürdigkeit zu tun», sagte Zivilschutzdirektor Víðir Reynisson. Die Einsatzkräfte riefen explizit auch Touristen dazu auf, sich bei der aktuellen Eruption vom Vulkangebiet fernzuhalten. Im isländischen Fernsehen sagte Hjördís Gudmundsdóttir von der isländischen Zivilschutzbehörde, sie könne gut verstehen, dass die Leute das Naturspektakel sehen wollten. «Der Vulkan ist aber gross und im Vergleich zum letzten Ausbruch sehr aktiv.»

Menschen betrachten den Ausbruch aus der Ferne.
Legende: Schaulustige betrachten das Spektakel aus der Ferne. EPA/ANTON BRINK

Auch die Polizei warnte auf Facebook. Im Vulkangebiet könnten giftige Gase austreten. Das bei Touristen äusserst beliebte Geothermalbad Blaue Lagune wurde nach der vorübergehenden Schliessung am Wochenende wieder geöffnet. Wegen des Ausbruchs bleibt das Bad nun aber wieder bis am 27. Dezember geschlossen.

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Tagesschau, 19.12.2023, 12:45 Uhr

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