Zahlen aus Deutschland zeigen, dass die Kriminalität, auch Messergewalt, in den letzten Monaten gestiegen ist, und in vielen Fällen waren die Tatverdächtigen ausländische Mitbürger. Der Fall von Solingen wird von vielen als eine Eskalation dieser Entwicklung gesehen. Schon im Mai hatte ein afghanischer Asylbewerber in Mannheim einen Polizisten erstochen. Diese Vorfälle haben das Thema Messerkriminalität und die Rolle der Asylpolitik in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
Der Parteivorsitzende der CDU, Friedrich Merz, sitzt an der Spitze dieser Bewegung, die eine klare Wende in der Asyl- und Migrationspolitik in Deutschland fordert. Konkret verlangt ist ein Aufnahmestopp für Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan.
Diese Forderung sorgt für Kontroversen. Auch, da das Recht auf Asyl in Deutschland im Grundgesetz verankert ist. Doch die Stimmen, die für strengere Massnahmen plädieren, werden auch in der Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP lauter. Insbesondere die Abschiebung von straffälligen Asylbewerbern steht dabei im Mittelpunkt der Diskussion.
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Bild 1 von 14. Nach der Verhaftung einer Person in einer Flüchtlingsunterkunft am Samstagabend verlässt ein Polizeiauto den Einsatzort. Bildquelle: Keystone/EPA/CHRISTOPHER NEUNDORF.
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Bild 2 von 14. Am Sonntagvormittag kamen Hunderte zu einem Trauergottesdienst in Solingen zusammen. Bildquelle: Imago / Funke Fotoservices / André Hirtz.
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Bild 3 von 14. Am Samstagabend bestätigte die Polizei gegenüber Journalisten einen Einsatz eines Sonderkommandos in Solingen. Bildquelle: REUTERS/Thilo Schmuelgen.
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Bild 4 von 14. Auch einen Tag nach der Attacke waren viele Polizeikräfte in der Innenstadt von Solingen präsent. Bildquelle: IMAGO/Ying Tang.
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Bild 5 von 14. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (vorne rechts), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (hinten rechts) und Landesinnenminister Herbert Reul (links) haben sich am Samstagabend gemeinsam ein Bild der Lage in Solingen gemacht. Bildquelle: REUTERS/Thilo Schmuelgen.
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Bild 6 von 14. Polizisten bewachen den Tatort in der Solinger Innenstadt am Tag nach dem Angriff. Bildquelle: IMAGO/Chris Emil Janssen.
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Bild 7 von 14. Menschen legen in der Nähe des Tatorts Blumen nieder und zünden Kerzen für die Opfer an. Bildquelle: IMAGO.
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Bild 8 von 14. Bewaffnete Polizisten sichern den Einsatzort ab. Bildquelle: KEYSTONE/DPA/Gianni Gattus.
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Bild 9 von 14. Mehrere Ambulanzen sind vor Ort, um sich um die Opfer zu kümmern. Bildquelle: KEYSTONE/DPA/Gianni Gattus.
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Bild 10 von 14. Wegen der Messerattacke herrscht in der deutschen Stadt Solingen Grossalarm. Bildquelle: KEYSTONE/DPA/Gianni Gattus.
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Bild 11 von 14. Herbert Reul, Innenminister von Nordrhein-Westfalen, macht sich ein Bild vor Ort und spricht mit der Presse. Bildquelle: Keystone/Thomas Banneyer.
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Bild 12 von 14. Die Spurensicherung ist im Einsatz. Bildquelle: Keystone/Christopher Neundorf.
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Bild 13 von 14. Ein Leichenwagen verlässt am frühen Samstagmorgen den Tatort. Bildquelle: Keystone/Federico Gambarini.
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Bild 14 von 14. Am Tag nach der Messerattacke auf dem Stadtfest legen Bürger Blumen in der Nähe des Tatorts ab. Bildquelle: KEYSTONE / DPA / Christoph Reichwein.
Doch die Union geht noch viel weiter, erklärt Claudia Kade, Politikchefin bei «Die Welt»: «Friedrich Merz bietet der Ampel, also vor allem dem Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD, eine Zusammenarbeit in dieser grossen Frage an.»
Regierungskoalition unter Druck
Bundeskanzler Scholz hat nach dem Angriff in Mannheim im Juni betont, dass Abschiebungen von Straftätern nach Syrien und Afghanistan notwendig seien. Allerdings gibt es in der Ampelkoalition Uneinigkeit darüber, wie dies umgesetzt werden soll. Aussenministerin Annalena Baerbock von den Grünen ist bisher der Ansicht, dass die Sicherheitslage in diesen Ländern eine Rückführung nicht zulasse.
Die bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland könnten durch die Ereignisse in Solingen beeinflusst werden. In den Umfragen liegt die Rechtsaussenpartei AfD, die eine radikale Wende in der Asyl- und Migrationspolitik fordert, bereits vorne. Eine Voraussage sei jedoch schwierig, sagt SRF-Deutschlandkorrespondentin Simone Fatzer.
Die AfD hat den Anschlag umgehend politisiert und instrumentalisiert. Ihre Anhänger sehen Deutschland ohnehin schon als Hotspot von Kriminalität. Die CDU wird laut Politbarometer in Sachsen als kompetenteste Partei in der Migrationsfrage wahrgenommen. «Der Einfluss des Anschlags macht die Wahlen nur noch unberechenbarer», so Fatzer.
Die Quadratur des Kreises
Die Parteien stehen unter Zeitdruck, konkrete Massnahmen umzusetzen, bevor die Wähler am Sonntag an die Urnen gehen. «Die Ampelkoalition müsste jetzt vermitteln, dass sie für eine ernsthafte Wende bei der inneren Sicherheit steht – mit Massnahmen wie konsequenter Abschiebung, Grenzkontrollen, Gesetzesverschärfungen und verstärkten Befugnissen für die Sicherheitskräfte. Und das einheitlich, entschlossen und von allen drei Regierungsparteien», so Simone Fatzer.
Allerdings stehen Grüne und SPD weiterhin für Vielfalt und eine multikulturelle Gesellschaft, was in dieser emotionalen Situation praktisch einer Quadratur des Kreises gleiche. In Sachsen und Thüringen droht den Regierungsparteien ein Riesenabsturz, da sie ohnehin schon schlecht in den Umfragen dastehen und um ihren Verbleib in den Parlamenten bangen müssen.