Drei Wochen ist es her, seit der syrische Machthaber Baschar al-Assad gestürzt worden ist. Aber die Lage bleibt instabil: Zwischen Sicherheitskräften der neuen syrischen Übergangsregierung und Assad-Anhängern gibt es immer wieder Zusammenstösse.
Für grosse Teile der Zivilbevölkerung ist das Ende der Diktatur unter Assad zwar eine Erleichterung, aber die humanitäre Lage ist deswegen nicht einfacher geworden. Caritas Schweiz hat darum ihre Nothilfe ausgebaut. Notleidende bekommen Bargeldbeträge, mit denen sie zum Beispiel Lebensmittel kaufen können.
Neue Regierung lässt Hilfswerk arbeiten
Das Hilfswerk ist seit 13 Jahren im Land aktiv. Der Länderverantwortliche für Syrien, Wael Darwisch, beschreibt die vergangenen Wochen als Achterbahnfahrt. Unter dem Assad-Regime hätten sie stets viele administrative Hürden überwinden müssen. Die neue Regierung lasse die Organisation dagegen arbeiten. «Wir werden nicht aufgehalten oder behindert.»
«Das ist hoffentlich ein gutes Omen dafür, wie die Dinge im Jahr 2025 laufen werden», sagt Darwisch. Allerdings dürfte sich die humanitäre Lage weiter verschärfen. «In den letzten paar Wochen hat sich die Lage verändert.»
Schwierige Situation für Rückkehrer
Der Hilfswerkmitarbeiter erwartet, dass 2025 1.1 Millionen Menschen neu in Not sein werden. Zusätzlich zu jenen, die schon in Not waren. «Das sind dann insgesamt 17.5 Millionen Menschen», so Darwisch von Caritas.
Grund für die Zunahme sind die vielen Syrerinnen und Syrer, die in ihre Heimat zurückkehren – aus dem Ausland oder anderen Teilen des Landes. Dort wird ihnen ein ausreichendes Auskommen fehlen.
Darwisch erklärt, dass diese Leute zurückwollen. «Das Problem ist aber die wirtschaftliche Situation. Sie kehren in ein Land zurück, das noch immer unter den Folgen von 14 Jahren Krieg leidet. Die Wirtschaft ist am Boden», sagt er.
Bund gibt zwei Millionen Franken frei
Der Bundesrat hatte rasch zwei Millionen Franken Nothilfe für Syrien freigegeben. An alles Weitere, zum Beispiel Wiederaufbauhilfe, sei noch nicht zu denken, sagt Aussenminister Ignazio Cassis. «Heute geht es darum, Stunde für Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche zu beobachten, in welche Richtung das geht.» Es gebe keine Antwort darauf, ob Syrien eine hoffnungsvolle Zukunft erwarte oder ob es eine noch schlimmere Diktatur gebe.
Besonders verletzlich in dieser Unsicherheit sind die Kinder. Nicht alle haben das Glück, an Schulprogrammen der Caritas Schweiz teilnehmen zu können. Trotz aller Widrigkeiten sollen sie im neuen Jahr weiterlaufen.