Ausbau geht gut voran: Laut einer Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) steht es gut um den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis 2030 werde die Kapazität der erneuerbaren Energien um das 2.7-fache ansteigen. Damit würde fast die Hälfte des weltweiten Strombedarfs im Jahre 2030 mit erneuerbaren Energien abgedeckt. Das Ziel der Weltklimakonferenz, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen, rückt demnach in greifbare Nähe.
Photovoltaik als grosser Treiber: Als Treiber des Anstiegs erneuerbarer Energien sieht die IEA den Ausbau der Photovoltaik. Es wird prognostiziert, dass allein auf die Photovoltaik 80 Prozent des weltweiten Wachstums erneuerbaren Kapazitäten bis 2030 entfallen werden. Dies sei das Ergebnis des Baus neuer grosser Solarkraftwerke sowie einer Zunahme der Solaranlagen auf Dächern von Unternehmen und Haushalten.
Länder übertreffen ihre Ziele: «Die erneuerbaren Energien entwickeln sich schneller, als die nationalen Regierungen Ziele setzen können», sagte IEA-Direktor Fatih Birol. Das habe vor allem wirtschaftliche Gründe, erklärt Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann. In vielen Ländern sei die Sonnen- und Windenergie heute die günstigste Möglichkeit, um Strom zu produzieren. Klimapolitische Überlegungen würden da oft wohl keine erstrangige Rolle spielen.
China und Indien vorne mit dabei: Vorreiterin beim Ausbau ist China. Bis 2030 soll die Hälfte des Stroms aus erneuerbarer Energie aus China kommen. Doch: So schnell wie Indien baut derzeit keine grössere Volkswirtschaft die erneuerbaren Energien aus. Noch liegt das Land in absoluten Zahlen pro Kopf weit hinter China. Aber die indische Regierung treibt den Ausbau massiv voran, indem sie Konzessionen für grosse Anlagen versteigert und Photovoltaik auf Hausdächern massiv fördert, erklärt Ammann. Wichtig seien aber auch die USA und Europa, die zusammen etwa ein Drittel des Ausbaus bis 2030 stemmen sollen.
Weiterhin hohe Investitionen in Kohle: Wenn man die Pariser Klimaziele als Massstab nimmt, wird weltweit nach wie vor viel zu viel Geld in Kohle, aber auch in Öl und Gas gesteckt. Im aktuellen Bericht beleuchtet die IEA erstmals den Mangel an erneuerbaren Treibstoffen. Aus Sicht der Agentur muss nicht nur der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden, sondern auch die Einführung von nachhaltigen Biokraftstoffen, Biogasen, Wasserstoff und E-Fuels. Es brauche einschneidende Massnahmen, um deren Produktion schnell auszubauen. Da die erneuerbaren Brennstoffe nach wie vor teurer seien als ihre fossilen Pendants, werde ihr Anteil an der weltweiten Energieversorgung auch 2030 voraussichtlich unter 6 Prozent liegen.
Netz muss ausgebaut werden: Die IEA sieht noch in einem weiteren Bereich Nachholbedarf. Der Ausbau der erneuerbaren Energien nütze nur etwas, wenn das Netz dazu auch bereit ist. Denn: Der Strom aus erneuerbaren Energien fällt unregelmässig an, beispielsweise nur dann, wenn der Wind bläst. Das Netz muss demnach bereit sein, den Strom aufzunehmen und zur richtigen Zeit an den richtigen Ort leiten zu können. Laut Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann passiert es heute noch oft, dass Sonnen- oder Windkraftwerke abgeriegelt werden müssen. Sie können also nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpfen. Die IEA fordert deshalb die Länder auf, dass sie das Netz stärker ausbauen und in Speichermöglichkeiten investieren.