Im ersten Wahlgang der Präsidentenwahlen lieferte sich die Linke Luisa González mit Daniel Noboa noch ein Kopf an Kopf rennen. Doch bei der Stichwahl nun war es überraschend klar. Die Unterlegene Luisa González spricht allerdings bereits von Wahlbetrug und verlangt eine Neuauszählung.
González wollte sich für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen und die Perspektiven der Ecuadorianerinnen und Ecuadorianer verbessern, um dem Lockruf des Drogengeschäfts etwas entgegenzusetzen.
Grosse Herausforderungen im Land
Denn die Lage in Ecuador ist angespannt: Das Land erlebt derzeit eine Sicherheitskrise. Drogenkartelle aus Mexiko, Kolumbien und Albanien haben sich in Ecuador breit gemacht. Über die Pazifikhäfen schmuggeln sie grosse Mengen Kokain vor allem nach Europa und Asien, aber auch in die USA.
Der 37-jährige Daniel Noboa steht als jüngster Präsident in der Geschichte des Landes nun vor grossen Herausforderungen. Armut und Arbeitslosigkeit haben zugenommen. Die Zahl der Auswanderungen ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.
730 Morde in 30 Tagen
Dabei wollte der Liberal-Konservative in den anderthalb Jahren seiner bisherigen Präsidentschaft die ecuadorianische Wirtschaft eigentlich wieder ankurbeln und die Sicherheitskrise in den Griff bekommen. Die Drogenkartelle erklärte Noboa zu Terroristen, und lässt sie seither mit der gesamten Macht des Staates militärisch bekämpfen.
Trotzdem reisst die Gewalt nicht ab, im Gegenteil: Im Januar dieses Jahres erlebte das Land den blutigsten Monat seiner Geschichte mit über 730 Morden in nur 30 Tagen. Noboas bisherige Politik wirkte oft improvisiert: Er regierte vor allem mit präsidentiellen Dekreten und Ausnahmezuständen – am Parlament vorbei.
Zusammenarbeit mit Trump-Regierung
Im Wahlkampf hatte Noboa dann eine «strategische Allianz» mit Erik Prince angekündigt, einem prominenten Trump-Unterstützer und Gründer des umstrittenen privaten Militärunternehmens Blackwater. Noboas Regierung soll Vertrauten von US-Präsident Donald Trump den Bau einer US-Militärbasis in dem südamerikanischen Land vorgeschlagen haben.
Nun haben die Wählerinnen und Wähler Noboa für vier weitere Jahre gewählt. Genug Zeit, um nachhaltige Strategien für mehr Sicherheit in Ecuador zu entwickeln. Ob mehr Zusammenarbeit mit der wechsellaunigen Trump-Regierung dafür der richtige Weg ist, muss sich noch zeigen.
Klar ist: Regieren muss Noboa jetzt zusammen mit dem Parlament – denn Repression allein dürfte kaum reichen, um kriminellen Organisationen, die Drogen schmuggeln und heimlich Geld waschen, das Handwerk zu legen.