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Parlamentswahl in Frankreich TV-Debatte zur Wahl in Frankreich war hitzig, aber ausgeglichen

Frankreich wählt ein neues Parlament. Die gestrige Debatte dazu war intensiv, brachte aber keinen klaren Sieger hervor.

Die Bürgerinnen und Bürger Frankreichs wählen am Sonntag ein neues Parlament. Am Dienstag traten die Vertreter der drei grossen politischen Lager in einer Fernsehdebatte gegeneinander an.

Die Teilnehmer der Debatte: 

  • Jordan Bardella vertrat die Rechtsaussenparteien
  • Gabriel Atall sprach für die Mitte
  • Manuel Bompard repräsentierte das Linksbündnis

Die Debatte war geprägt von intensiven und teilweise chaotischen Wortgefechten. Die drei Kandidaten sprachen oft gleichzeitig. Die Sendung fand gleichzeitig mit dem EM-Spiel Frankreich-Polen statt. SRF-Frankreichkorrespondent Daniel Voll vergleicht die Debatte mit dem Match: ein Unentschieden.

Migration und Teuerung dominierten den Wahlkampf bisher und blieben auch in der Debatte zentral. Hinzu kam auch die Rentenreform, die das Rassemblement National und die Linke teilweise rückgängig machen oder modifizieren wollen – jedoch auf unterschiedliche Weise.

Soziale Sicherheit und die Umweltpolitik gaben ebenfalls zu reden. Auch bei dieser Thematik haben die Linke und die Rechte ganz unterschiedliche Vorstellungen. Die Linke warf der Regierung mangelnde Investition in die Renovation von Häusern oder umweltfreundliche Technologien vor. Bardella von der anderen Seite kritisiert das Gegenteil. Er forderte ein Moratorium für erneuerbare Energien, vor allem der Windenergie. Er ist zudem gegen ein Ende des Verkaufs von Verbrennungsmotoren ab 2035, wie das die EU entschieden hat.

Unterschiedliche Ansätze zur Bekämpfung der Teuerung

Alle Gruppierungen wollen die Teuerung senken. Doch die Vorschläge dazu variieren stark.

Das Rassemblement National möchte die Gaspreise einfrieren und die Mehrwertsteuer senken. Die Linke will die Preise für Grundnahrungsmittel deckeln, strebt aber keine generelle Senkung der Mehrwertsteuer an. Der Staat müsse nicht die Unternehmen finanzieren, sagte Manuel Bompard. Gabriel Atall vertrat den Grundsatz, den bisher Präsident Macron immer vertreten hat: Man müsse mehr arbeiten und mehr verdienen, damit man mehr ausgeben könne.

Bardella, Attal und Bompard debattieren auf einer Bühne vor Publikum unter dem Banner «Le Débat».
Legende: Jordan Bardella (Rassemblement National), Gabriel Atall (Renaissance) und Manuel Bompard (La France insoumise) haben an der Fernsehdebatte ihre Parteien vertreten (v.l.n.r.). AP/Dimitar Dilkoff (25.06.2024)

In den Umfragen liegen die Rechtsaussenparteien im Moment noch vorne. Jordan Bardella hatte jedoch Schwierigkeiten, zu überzeugen, sagt Korrespondent Voll. «Er konnte seine Pläne zur Finanzierung der Mehrausgaben ohne Steuererhöhung und ohne neue Schulden nicht überzeugend darstellen, zum Beispiel was die Rentenreform oder Subventionen auf Gas betrifft.»

Die Mitte und die Linke konzentrieren sich in ihren Wahlkampfargumenten stark auf die Kritik an der bisherigen Regierung, ohne für sich selber zu werben. Regierungschef Atall sagte: «Wir oder das Chaos».

Bedeutung der Fernsehdebatte für die Wahl

Der tatsächliche Einfluss der Debatte auf das Wahlergebnis am Sonntag ist laut Daniel Voll unklar – auch weil die Sendung starke Konkurrenz durch das EM-Spiel Frankreich-Polen hatte. Sie lockte allerdings wohl sowieso vor allem bereits überzeugte Wählerinnen und Wähler an. «Man kann eigentlich nur noch Überzeugung bestätigen, aber kaum neue Wählerinnen oder Wähler gewinnen», so Voll.

In einer zweiten Debatte am Donnerstag haben die Vertreter der Parteien noch eine weitere Chance, um ihre Positionen zu stärken und zu überzeugen.

SRF 4 News, 26.06.2024, 07:16 Uhr ; 

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