Zweimal haben die Spitzenleute der drei grossen politischen Blöcke bereits debattiert: Für das Rassemblement National Parteichef Jordan Bardella, Premier Gabriel Attal vertrat das Regierungslager – nur das linke Wahlbündnis trat in wechselnder Besetzung an.
Zuerst der Stellvertreter des Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon, dann der Chef der Sozialisten. Das linke Bündnis besteht aus vier Parteien. Zwischen ihnen gibt es viele Unterschiede – darum wollen alle nach aussen sichtbar bleiben. Für die dritte Debatte in dieser Woche waren nun die Grünen an der Reihe.
Gegen Mélenchon oder gar nicht
Doch Rassemblement-Chef Bardella wollte nur mit Jean-Luc Mélenchon reden, dem Chef von La France insoumise. Die Grünen ihrerseits wollten nicht auf ihren Platz verzichten. Sie blieben hart und Bardella sagte die Debatte ab: «Im zweiten Wahlgang ist die zentrale Frage, wer Premierminister wird: Jordan Bardella für die rechte Allianz oder Jean-Luc Mélenchon für das Linksbündnis.»
Darum wolle er mit Mélenchon direkt debattieren, der seinen Anspruch auf das Amt des Premiers noch am Sonntagabend bekräftigt habe. «Aber die Linke versucht, Mélenchon nach aussen zu verstecken», sagte Bardella.
Das linke Leiden an Mélenchon
Als Premierminister ist Mélenchon rein rechnerisch aus dem Rennen. Mit dem zweiten Satz trifft Bardella dagegen einen wunden Punkt beim Linksbündnis. Mélenchon ist inzwischen im eigenen Lager stark umstritten. Bei Sozialisten, Grünen und Kommunisten sowieso. Der Chef der «Insoumise» brachte seine Koalitionspartner immer wieder in Rage, zum Beispiel mit seiner eindeutigen Stellungnahme für die Hamas im Gaza-Krieg.
Auch innerhalb von «La France insoumise» wächst die Kritik an Gründer und Parteichef Mélenchon. Er sei im Wahlkampf keine Unterstützung, sondern stosse Wählerinnen und Wähler eher ab, sagen immer mehr. Dies gelte vor allem auf dem Land, wo die Linke am vergangenen Wochenende massiv verloren hat.
Auch Le Pen verweigerte Debatte
Diese Meinung teilt auch Grünen-Chefin Marine Tondelier: «Mélenchon bietet ein ideales Feindbild. Darum will Bardella auch nur mit ihm debattieren.» Aber es sei nicht Bardella, der dies entscheiden könne. Der Verzicht auf eine Debatte in einem derart wichtigen Wahlkampf sei aber höchst bedenklich – beim Rassemblement National jedoch kein Einzelfall.
Tondelier kennt dies aus Erfahrung. Sie kommt aus Hénin-Beaumont, dem Wahlkreis, den Marine Le Pen am vergangenen Sonntag erneut gewonnen hat. Auch Le Pen habe vor der Wahl eine Debatte verweigert. Und wenn ihre Voten im Stadtparlament dem Stadtpräsidenten missfallen würden, dann stelle dieser einfach das Mikrofon ab. Raue Sitten, die nun auch auf nationaler Ebene einziehen könnten, fürchtet sie.