Die Wahl vom Sonntag ist historisch: Die rechtsnationale Partei Rassemblement National (RN) hat 39 Abgeordnete mit einem absoluten Mehr im ersten Wahlgang in die Nationalversammlung gebracht.
Gemäss den Prognosen werden es nach der Stichwahl mehr als 200 Sitze sein für das RN, deutlich mehr als der linke Block «Nouveau Front Populaire» haben wird. Und die Partei Macrons und ihre Alliierten würden demnach stark schrumpfen und höchstens auf 100 Sitze kommen.
Regierungspartei muss zurückstecken
Um zu verhindern, dass die Lepenisten eine absolute Mehrheit in der Assemblée bekommen, ist die Regierungspartei gezwungen, eigene Kandidierende zurückzuziehen und solche aus der Opposition zu unterstützen. Emmanuel Macron äusserte sich am Sonntagabend zurückhaltend. Der Premierminister Gabriel Attal hingegen gab bekannt, dass 60 Kandidatinnen und Kandidaten auf die Stichwahl verzichten werden, um die Stimmen gegen das RN auf eine Person zu vereinen und so einen Damm gegen Rechtsaussen zu bilden.
Das Schiff der Macronisten begann aber bereits vor den Resultaten zu sinken. Der langjährige Finanzminister Bruno Le Maire stellte sich zum Beispiel gar nicht erst zur Wahl. Innenminister Gérald Darmanin will zwar in die Nationalversammlung, hat aber bereits mit seiner Kandidatur klargemacht, dass er sich – egal, wie die Wahl ausgehe – nicht mehr auf dem Sessel des Innenministers niederlassen werde.
Macrons Unterstützung bröckelt
Ein weiteres politisches Schwergewicht, Edouard Philippe, der mit seiner Partei Horizons Emmanuel Macrons Lager stärkte, ruft zu einer neuen republikanischen Allianz auf und sagt, der Präsident habe den Tod der (relativen) Regierungsmehrheit herbeigeführt. Emmanuel Macrons Unterstützung schwindet also drastisch – auch bei der politischen Elite.
Es werden schwierige Zeiten auf den Präsidenten Frankreichs zukommen. Emmanuel Macron wird nicht mehr alle Fäden in der Hand haben. Wenn er keinen drastischen Kurswechsel vollzieht, wird er alleine dastehen bis ans Ende seiner Amtszeit. Das Einzige, was dann noch in seiner Macht wäre – neben der Verteidigung und der Aussenpolitik – ist die Frage, wann seine Zeit als Präsident zu Ende gehen wird.