- In Pakistan ist die Parlamentswahl ohne eindeutigen Sieger ausgegangen.
- Der ehemalige Ministerpräsident Nawaz Sharif sowie der inhaftierte vormalige Regierungschef Imran Khan riefen sich am Freitag zu Wahlsiegern aus.
- Damit steuert die unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidende Atommacht auf unruhige Zeiten zu.
Sharif erklärte, seine Muslim-Liga habe die meisten Parlamentssitze gewonnen. Er werde mit den Sondierungen einer Koalition beginnen, kündigte der 74-Jährige an.
Kurz danach beanspruchte sein Konkurrent Khan den Wahlsieg. In einer über den Kurznachrichtendienst X verbreiteten Botschaft wies er die Ansprüche seines Rivalen zurück. Khan rief seine Anhänger dazu auf, einen Sieg zu feiern, der trotz des seiner Meinung nach harten Vorgehens gegen seine Partei PTI errungen wurde.
Khan-Verbündete erlangen Mehrheit der Sitze
Nach Auszählung des Grossteils der Wahlkreise kam die Muslim-Liga auf 61 Sitze. Unabhängige Kandidaten, die mit Sharifs inhaftiertem Hauptrivalen Khan verbündet sind, erlangten demnach 92 Sitze. Sie haben damit zwar mehr als die Muslim-Liga, können als Unabhängige aber keine eigene Regierung bilden. Khans Partei PTI war von der Wahl ausgeschlossen.
Sharif war bereits drei Mal Ministerpräsident Pakistans. Nach einigen Verwerfungen gilt er inzwischen wieder als Günstling des einflussreichen und mächtigen Militärs. Ende 2023 war er aus dem selbst gewählten Exil in London zurückgekehrt und hatte versprochen, die Wirtschaft des südasiatischen Landes wieder aufzubauen. Aktuell wird das Land von einer Übergangsregierung unter einem parteilosen Ministerpräsidenten geführt.
Der populäre ehemalige Cricket-Spieler Khan war Ende Januar zu zehn Jahren Haft wegen der Preisgabe von Staatsgeheimnissen verurteilt worden. Bereits früher erhielt er in einem Korruptionsfall eine dreijährige Haftstrafe. Seit August sitzt er im Gefängnis. 2022 wurde Khan durch ein Misstrauensvotum im Parlament abgesetzt. Der 71-Jährige beschuldigt das Militär, für seinen Sturz verantwortlich zu sein.
Auszählung dauert ungewöhnlich lange
Die Ergebnisse der Wahl vom Donnerstag liessen ungewöhnlich lange auf sich warten. Die Wahlkommission führte dies auf Internetprobleme zurück. Die Regierung verwies darauf, dass Mobilfunknetze als Sicherheitsmassnahme abgeschaltet worden seien.
Der britische Aussenminister David Cameron erklärte, es gebe ernsthafte Zweifel an der Fairness des Votums. Es sei bedauerlich, dass nicht alle Parteien zugelassen gewesen und juristische Verfahren genutzt worden seien, um einige Politiker an einer Kandidatur zu hindern.