- Der Tod eines Afroamerikaners bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Minnesota ist nach Erkenntnissen der Polizei auf einen «versehentlichen Schuss» zurückzuführen.
- Eine Polizistin hatte nach einer Verkehrskontrolle auf den 20-jährigen Daunte Wright geschossen.
- Darauf kam es am Sonntag- und Montagabend zu Protesten. Die Behörden von Minneapolis haben den Notstand verhängt.
- US-Präsident Joe Biden hat zur Ruhe aufgerufen und die Gewalt verurteilt.
Der Polizeichef der Kleinstadt Brooklyn Center am Nordrand von Minneapolis, Tim Gannon, sagte, Aufnahmen der Bodycams der Sicherheitskräfte deuteten darauf hin, dass eine Polizistin statt eines Elektroschockers (Taser) irrtümlich ihre Pistole gezogen habe.
Gannon zeigte an einer Pressekonferenz Aufnahmen der Bodycams der Polizisten. Darauf ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte Wright Handschellen anlegen wollen. Dabei scheint Wright sich aus dem Griff zu lösen und wieder in sein Auto zu steigen. Eine Polizistin ruft «Taser Taser Taser», hat aber eine Pistole in ihrer Hand, aus der sich der Schuss zu lösen scheint.
Die betreffende Polizistin sei während der laufenden Untersuchung freigestellt worden. Die Einsatzkräfte hätten Wright kontrolliert, weil die Zulassung seines Wagens abgelaufen gewesen sei. Bei der Überprüfung seiner Personalien hätten sie dann festgestellt, dass gegen ihn ein Haftbefehl wegen eines «groben Vergehens» vorliege.
Zusammenstösse mit Sicherheitskräften
Der Tod Wrights löste schwere Proteste aus. US-Medien berichteten, Hunderte Demonstranten hätten ein Polizeirevier umringt. Es sei zu Zusammenstössen mit Sicherheitskräften gekommen, die unter anderem Tränengas, Gummigeschosse und Blendgranaten eingesetzt hätten. Die Protestierenden hätten daraufhin Flaschen geworfen und Feuerwerkskörper gezündet. Zudem soll es in einigen Geschäften zu Plünderungen gekommen sein.
Rund 40 Menschen seien am Montagabend festgenommen worden, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die Polizei. Einige Beamte seien verletzt worden. Zudem nahmen rund 300 Menschen an einer separaten friedlichen Mahnwache am Ort der Verkehrskontrolle teil, wie die örtliche Zeitung «Star Tribune» berichtete.
Die örtliche Polizei habe später Verstärkung von der Nationalgarde von Minnesota erhalten, die wegen des Chauvin-Prozesses in Minneapolis stationiert sei. Dort läuft derzeit der Prozess gegen den Ex-Polizisten Derek Chauvin wegen des Todes von George Floyd im Mai 2020.
Ein weiterer schwarzer Mann ist durch Polizistenhand gestorben.
Der Bürgermeister von Brooklyn Center, Mike Elliott, nannte den neuen Vorfall «herzzerreissend und einfach unfassbar». Er sagte eine vollständige Aufklärung zu. Polizeichef Gannon sagte: «Es gibt nichts, was ich sagen kann, um den Schmerz der Familie zu lindern.» Elliott und Gannon betonten das Recht auf friedliche Demonstrationen, riefen aber zu Gewaltverzicht auf.
Der Präsident der Bürgerrechtsorganisation NAACP, Derrick Johnson, erklärte: «Ob es sich um Nachlässigkeit und Fahrlässigkeit handelt oder um einen unverhohlenen modernen Lynchmord, das Ergebnis ist das gleiche. Ein weiterer schwarzer Mann ist durch Polizistenhand gestorben.»