- In Frankreich standen sich vier Tage vor der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahlen Präsident Emmanuel Macron und seine Herausforderin Marine Le Pen im einzigen TV-Duell gegenüber.
- Macron und Le Pen diskutierten über acht Themenkomplexe, unter anderem über die Kaufkraft, den Ukraine-Krieg, die Renten, die Immigration und die EU.
- Einer Umfrage zufolge ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als Sieger aus der TV-Debatte hervorgegangen.
«In den letzten fünf Jahren habe ich gesehen, wie (das französische Volk) leidet, sich Sorgen macht, und ich möchte sagen, dass eine andere Wahl möglich ist», sagte Marine Le Pen zu Beginn der Debatte auf die Frage, weshalb sie gewählt werden sollte. «Ich werde die Präsidentin der Lebenshaltungskosten sein.»
In seinem Eröffnungsstatement sagte Emmanuel Macron, er werde im Falle seiner Wiederwahl Frankreich «unabhängiger und stärker machen». Zudem verwies er auf seine bisherigen Leistungen – auch in schwierigen Zeiten.
Zum Auftakt der Fernsehdebatte ging es um die Stärkung der Kaufkraft – ein Schlüsselthema im Wahlkampf. Macron stellte Erhöhungen der Rente und des Mindestlohns sowie ein Festhalten an der Deckelung der Preise von Gas und Strom in Aussicht. Zudem gelte es, die Arbeitslosigkeit weiter zu senken.
Le Pen schlug die Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie sowie eine Streichung der Steuern auf 100 Grundprodukten des täglichen Bedarfs vor.
Macron wirft Le Pen Abhängigkeit von Moskau vor
Beim Thema Ukraine-Krieg warf Macron seiner Widersacherin vor, sich von Russland abhängig gemacht zu haben. «Sie hängen von der russischen Macht und sie hängen von Herrn Putin ab», sagte Macron. «Sie reden nicht mit anderen Führungspersönlichkeiten, sie reden mit ihrem Bankier, wenn sie von Russland reden.»
Dabei bezieht sich Macron auf einen Kredit, den Le Pen 2014 von einer tschechisch-russischen Bank aufnahm. Sie verteidigte sich mit dem Hinweis, dass französische Banken ihr eine solche Finanzhilfe nicht genehmigen wollten. «Finden Sie das nicht skandalös?», entgegnete Le Pen und sprach von einem demokratischen Defizit der Banken.
Sie warf Macron zudem vor, 2015 als Minister ihre Partei daran gehindert zu haben, einen Kredit in Frankreich zu erhalten. Macron erwiderte, niemand habe damals interveniert.
Le Pen will keinen Austritt aus EU
Le Pen widersprach Vorwürfen, die Europäische Union verlassen zu wollen. «Ich möchte in der EU bleiben», sagte die 53-Jährige. Doch sie wolle die EU gründlich verändern. Ihr gehe es dabei darum, ein sogenanntes Europa der Nationen zu schaffen, in dem Brüssel deutlich in den Hintergrund treten soll.
Amtsinhaber Macron sagte hingegen: «Ich glaube an Europa und ich glaube an das französisch-deutsche Paar.» Die deutsch-französische Zusammenarbeit habe es ermöglicht, Abkommen zu erreichen.
Uneinigkeit bei Unabhängigkeit und Umweltschutz
Uneinig waren sich die beiden Kontrahenten auch beim Thema Unabhängigkeit. «Unsere Souveränität ist national und europäisch», sagte Macron. Le Pen erwiderte: «Es gibt keine europäische Souveränität, weil es kein europäisches Volk gibt.»
Streit gab es bei den Themen Umweltschutz und Energieversorgung. «Ihr Programm hat weder Hand noch Fuss», meinte Macron zu Le Pen, die er als Klimaskeptikerin bezeichnete. Le Pen wiederum warf dem Präsidenten eine «bestrafende Ökologie» vor, die das Leben einfacher Menschen einschränke.