Im Städtchen Minuwangoda findet alles an einer Kreuzung statt. Hier steht die Bühne, wo später Gotabaya Rajapaksa auftreten soll. Hier steht auch die Moschee, die radikale Nationalisten im Sommer mit Steinen beworfen haben und hier stehen auch die drei Läden von Mohammed Nawaseer. Oder besser: standen. Zwei der Geschäfte wurden bei Ausschreitungen nach den Oster-Attacken angezündet.
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Bild 1 von 2. Nach den islamistischen Anschlägen von vergangener Ostern im Süden Sri Lankas wurden gezielt Geschäfte von Muslimen angegriffen. So zum Beispiel in Minuwangoda. Bildquelle: imago images.
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Bild 2 von 2. Gegen die Moschee im kleinen Städtchen wurden Steine geworfen, Fenster gingen zu Bruch. Bildquelle: imago images.
Im dritten, einem Schuhladen, steht nun Nawaseer. Einen knappen Monat nach den Anschlägen hatte die Stimmung im Städtchen umgeschlagen. Ein wütender Mob griff gezielt Geschäfte von Muslimen und die Moschee an, sagt der 65-Jährige. Zehn Jahre lang führte er die Geschäfte hier, nie gab es Probleme. Doch seither kämen kaum noch Kunden in den Schuhladen.
Die Terroristen, die drei Kirchen und Hotels im Süden des Landes am Ostersonntag in die Luft sprengten, waren vom IS inspiriert. Das schürte die Wut gegen die muslimische Bevölkerung. Nawaseer weiss nicht, wer seine Geschäfte in Brand setzte, doch er vermutet, dass es Schläger der Lotus-Partei waren – der Partei der Rajapaksas.
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Bild 1 von 2. Unterstützer des Präsidentschaftskandidaten Gotabaya Rajapaksa in Minuwangoda. Bildquelle: Thomas Gutersohn/SRF.
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Bild 2 von 2. Vor der Bühne erklingen aus einem Verstärker Lobeshymnen an die Rajapaksas. Gotabaya und sein Bruder Mahinda würden Leib und Seele für die Partei und das Land opfern, wird gesungen. Bildquelle: Thomas Gutersohn/SRF.
Jene Leute also, die auf der Strasse mit Trompeten an seinem Geschäft vorbeiziehen und Parolen skandieren. In Bussen wurden sie aus den umliegenden Dörfern hergebracht, zu Tausenden strömen sie auf das schon jetzt gut gefüllte Feld mit der Bühne. Bis Gotabaya Rajapaksa auftritt, wird noch einige Zeit vergehen.
Gegen Gotabaya Rajapaksa gibt es schwerwiegende Vorwürfe der Verletzung gegen die Menschlichkeit und der Kriegsverbrechen. Doch das zählt alles nicht für die Anhänger seiner Partei: Er habe den Krieg beendet – und ihn gewonnen. Das zählt, sagt die 40-jährige Nayana Yappa.
Gerade nach den Oster-Attacken ist die Angst in Sri Lanka gewachsen und damit auch der Ruf nach einem starken Führer. Diesen hörte Gotabaya Rajapaksa und lancierte seinen Wahlkampf nur Wochen nach den Anschlägen. Mit Gotabaya an der Macht wären die Oster-Attacken nicht passiert, meint Yappa weiter.
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Bild 1 von 3. Nicht das Blut Jesu, sondern das Blut der Menschen, die hier umgekommen sind: 259 Menschen starben bei den Anschlägen am Ostersonntag 2019. Der Schmerz bei der christlichen Gemeinschaft sitzt noch immer tief. Bildquelle: Thomas Gutersohn/SRF.
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Bild 2 von 3. Der Präsidentschafts-Kandidat Gotabaya Rajapaksa propagiert sich als Mann, der die Sicherheit zurückbringt. Und nach Sicherheit sehnen sich die Leute in Sri Lanka, weiss Schwester Cristina aus Negombo. Sogar der Erzbischof von Colombo habe sich für Rajapaksa ausgesprochen. Bildquelle: Thomas Gutersohn/SRF.
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Bild 3 von 3. Silvia Fernandes fühlt sich vom Staat im Stich gelassen. Denn Zeichen für die geplante Tat gab es. Sie war damals mit ihrer Tochter und drei Enkeln in der Sebastianskirche. Ein Enkel überlebte das Attentat nicht, ihre Tochter ist seither vom Kopf abwärts gelähmt. Bildquelle: Thomas Gutersohn/SRF.
Tatsächlich hat die aktuelle Regierung Warnsignale ignoriert, die auf die Attentate hindeuteten. Doch auch die Rajapaksas waren über die Pläne der Terroristen informiert. Und auch sie haben nichts unternommen. Sie ziehen aber den politischen Nutzen aus der Tragödie, die alte Feindbilder wieder aufleben lässt.
«Wir müssen das Land von den LTTE beschützen, von den Freiheitskämpfern der Tamil Tigers», sagt etwa der Geschäftsmann B. Dayanarathna. Die Tamil Tigers sind für ihn nach wie vor eine Gefahr. «Das Land, die Rasse und die Religion sind in Gefahr», sagt Dayanarathna weiter.
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Bild 1 von 2. Tausende Rajapaksa-Anhänger drängen sich in Minuwangoda vor der Bühne, auf der am Abend ihr Präsidentschaftskandidat auftritt. Bildquelle: Thomas Gutersohn/SRF.
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Bild 2 von 2. Mit drei Stunden Verspätung schreiten die Rajapaksas auf die Bühne – die Menge tobt. Bildquelle: Thomas Gutersohn/SRF.
Sri Lanka ist auch zehn Jahre nach dem Bürgerkrieg noch gespalten in den buddhistisch singhalesischen Süden und den tamilischen Norden – die alten Kriegslinien. Zu diesen gesellt sich nun ein neues Feindbild. Der islamistische Terrorismus. Rajapaksa bedient die Ressentiments wie kein anderer.
Spät am Abend, drei Stunden nach dem angekündigten Termin, schreiten er und sein Bruder auf die Bühne. Die Menge tobt. Der Andrang vor dem Podium hat sich längst auf die Dächer der umliegenden Häuser und weit über die Kreuzung von Minuwangoda ausgedehnt.