Eine der spannendsten republikanischen Vorwahlen findet im August im dünn besiedelten US-Bundesstaat Wyoming statt. Dort will die politisch leichtgewichtige Harriet Hageman der erzkonservativen Liz Cheney den Parlamentssitz abjagen, der Tochter des früheren und ebenfalls stramm rechten Vizepräsidenten Dick Cheney. Für Hageman legt sich Ex-Präsident Donald Trump ins Zeug. Denn er hasst Liz Cheney richtiggehend.
Für ihn ist sie nur dem Namen nach eine Republikanerin und kollaboriert «mit der radikalen Linken». Was natürlich blanker Unsinn ist. Allerdings verweigert sich Cheney der Trumpschen Lüge, ihm sei 2020 der Wahlsieg gestohlen worden.
Donald Trump unterstützt ausschliesslich Kandidatinnen und Kandidaten, die ihm bedingungslos ergeben sind. Deshalb bekämpfte er bei den Vorwahlen in Georgia den amtierenden Gouverneur Brian Kemp, weil der es nicht gewagt habe, das Wahlergebnis zu kippen, das Joe Biden als Sieger auswies. Doch am Ende siegte Kemp überaus deutlich.
Alternativkandidaten machen sich bereit
Donald Trumps Unterstützung garantiert republikanischen Kandidaten keinen Vorwahlsieg mehr; ihn zum Gegner zu haben, ist kein politisches Todesurteil mehr. Neben Georgia setzten sich auch in Idaho, Nebraska oder North Carolina Leute gegen Trumps Schützlinge durch.
Deshalb wagen sich nun erste mögliche Alternativkandidaten zu Trump für die Präsidentschaftswahl 2024 aus der Deckung. Nicht zuletzt Mike Pence, der Trump als dessen Vizepräsident bedingungslos ergeben war. Doch in Georgia stellte er sich hinter Trumps Feind Brian Kemp. Zunehmend offen kritisiert Pence seinen früheren Chef.
Pence gilt als blass, ist weder ein begnadeter Redner noch ein Sympathieträger. Doch er plant, Trump 2024 herauszufordern. Dasselbe gilt für New Jerseys früheren Gouverneur Chris Christie. Anders als Trump es tue, sollten die Republikaner nicht länger der verlorenen Wahl von 2020 nachtrauern, sondern «stattdessen nach vorn schauen, durch die Windschutzscheibe und nicht in den Rückspiegel».
Trumps Kontrolle schwindet
Inzwischen tauchen weitere Namen auf. Jener von Trumps Aussenminister Mike Pompeo, von den Senatoren Tom Cotton oder Rick Scott und vor allem jener des Gouverneurs von Florida, Ron DeSantis. Er war ein glühender Trump-Anhänger, weigert sich nun aber – zu Trumps Ärger – zu sagen, er werde nicht gegen ihn antreten. Zumindest über die Bande greifen die beiden einander an.
All das sind erste Signale dafür, dass Trump die totale Kontrolle über seine Partei entgleitet. Einzelne Umfragen in Bundesstaaten sehen ihn bereits nicht mehr als Favoriten. Der Preis, den seine Widersacher zahlen, ist aber hoch: Sie müssen Trumps politische Überzeugungen weitgehend übernehmen, so wie Chris Christie. Der Trumpismus bleibt zweifellos. Bloss möglicherweise ohne Trump selber. Noch ist der Ex-Präsident parteiintern längst nicht besiegt. Aber auf einmal wirkt er besiegbar.