Diese Woche hört man verschiedene pointierte Aussagen von afroamerikanischen Republikanern und Republikanerinnen: «Die Demokraten fühlen sich so sicher, dass Schwarze sie wählen. Wir haben es satt.» Oder: «Präsident Trump ist kein Rassist.»
2016 gingen bloss acht Prozent der afroamerikanischen Stimmen an Donald Trump. Doch nun setzen die Republikaner auf ein farbiges Image, nicht zuletzt, um gemässigte weisse Wechselwählende zu halten.
Die Trump-Wahlkampagne versucht zudem, den Demokraten gezielt schwarze Stimmen abzujagen. Die Kampagne heisst «Black Voices for Trump». Chris Walker von der Wahlkampf-Organisation Trump Victory sagt, Präsident Trumps Wirtschaftspolitik erreiche diejenigen Schwarzen, die vor der Coronakrise von der tiefen Arbeitslosigkeit profitiert hätten.
Eine wachsende Wirtschaft sei das beste Mittel, um allen Amerikanerinnen und Amerikanern zu helfen, sagt Walker. Und die Demokraten würden an schwarzen Anliegen vorbei politisieren.
Gegen Sparmassnahmen bei der Polizei
Rund 80 Prozent der Afroamerikaner würden zum Beispiel Sparmassnahmen bei der Polizei, wie manche Demokraten sie vertreten würden, nicht unterstützen. Auch in der Kandidatur der dunkelhäutigen Kamala Harris als Vizepräsidentin sieht Walker vom Trump-Wahlkampfteam kein Problem: «Sie ist grundsätzlich zu radikal links.»
Die Trump-Kampagne arbeitet eng mit den republikanischen Lokal-Parteien zusammen, zum Beispiel in Milwaukee, Wisconsin. Der 30-jährige Khenzer Senat führt das erste republikanische Wahlkampfbüro in einem mehrheitlich afroamerikanischen Quartier.
Wenn seine Partei 12 oder 14 Prozent der schwarzen Wählerstimmen gewinne statt 8 Prozent wie vor vier Jahren, dann würde Trump in Wisconsin gewinnen, sagt Senat.
2016 gingen viele Schwarze nicht wählen
Im hart umkämpften Bundesstaat Wisconsin gewann Donald Trump 2016 mit einem Mehr von rund 23'000 Stimmen gegen Hillary Clinton. Das Wahlverhalten der Afroamerikaner spielte eine wichtige Rolle, weil viele nicht wählen gingen. Die Wahlbeteiligung der Afroamerikaner in Wisconsin fiel 2016 um fast 20 Prozent. Ihre Stimmen kamen grösstenteils Clinton abhanden.
Auch dieses Jahr werde die Wahlbeteiligung enorm wichtig sein, sagt die Politikwissenschaftlerin Paru Shah von der University of Wisconsin in Milwaukee. Alles spreche für einen Anstieg, und das werde den Demokraten helfen.
Rassistische Polizeigewalt motiviert zum Wählen
Sie gibt der republikanische Charmeoffensive gegenüber schwarzen Wählenden in Wisconsin keine grosse Chance. Die afroamerikanische Wählerschaft sei besonders schwer von der Pandemie und der Wirtschaftskrise betroffen. Zudem würde sie rassistische Polizeigewalt zusätzlich motivieren, an die Urne zu gehen, ist die Politologin überzeugt.
Schwarze Wählerinnen und Wähler zu gewinnen, ist für die Republikaner keine einfache Aufgabe. Aber in den USA bestimmen kleine Margen, wer gewinnt. Und so sagt der Republikaner Khenzer Senat in Milwaukee: Er werde jeden Stein umdrehen und jeden Afroamerikaner ansprechen.