- Amtsinhaber Nicolás Maduro ist zum Sieger der Präsidentschaftswahlen in Venezuela erklärt worden.
- Nach offiziellen Angaben kam Maduro am Sonntag auf 51.2 Prozent der Stimmen.
- Die Opposition erkannte das offizielle Ergebnis nicht an und reklamierte den Sieg für ihren Kandidaten Edmundo González Urrutia.
Nach der umstrittenen Wahl protestierten zahlreiche Menschen in der Hauptstadt Caracas und anderen Städten gegen das offizielle Wahlergebnis. Sie gingen auf die Strasse und schlugen Töpfe und Pfannen gegeneinander. Der sogenannte Cacerolazo ist eine in Lateinamerika sehr populäre Form des Protests. In Caracas sei es auch zu Ausschreitungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gekommen, berichtet die Zeitung «El Nacional».
Zuvor hatten mehrere Umfragen einen Sieg des Oppositionskandidaten Gonzalez prognostiziert. Beobachter gingen allerdings nicht von einer freien und fairen Wahl aus. Die Nichtregierungsorganisation Foro Penal berichtete von mehr als 300 politischen Häftlingen.
Der populären Oppositionsführerin Maria Corina Machado wurde wegen angeblicher Unregelmässigkeiten aus ihrer Zeit als Abgeordnete die Ausübung öffentlicher Ämter für 15 Jahre untersagt. An ihrer Stelle trat schliesslich der bis vor Kurzem noch weitgehend unbekannte Edmundo González Urrutia bei der Präsidentenwahl an.
Ein Viertel der Bevölkerung hat Venezuela verlassen
Maduro kann nun im Januar 2025 seine dritte sechsjährige Amtszeit antreten. Dabei waren die Chancen auf einen Politikwechsel in Caracas nach Einschätzung von Beobachtern so gut wie lange nicht mehr. Im Gegensatz zu den Wahlen vor sechs Jahren zeigte sich die Opposition diesmal geschlossen.
Zudem waren angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage auch bislang treue Anhänger von der sozialistischen Regierung enttäuscht. Über 80 Prozent der Bevölkerung leben in dem einst reichen Land mit grossen Erdölvorkommen unter der Armutsgrenze. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen. Gas, Medikamente und Benzin sind knapp. Mehr als sieben Millionen Menschen – ein Viertel der Bevölkerung – haben Venezuela in den letzten zehn Jahren wegen Armut und Gewalt verlassen.
Allerdings schürte Maduro zuletzt Angst vor Chaos beim Sieg der Opposition. So warnte er vor einem Blutbad und einem Bürgerkrieg in Venezuela, sollte er bei der Abstimmung nicht wiedergewählt werden. Nach seiner Stimmabgabe sagte er, dass sein Wahlsieg «die einzige Option für den Frieden» sei. Das Wahlsystem in Venezuela bezeichnete er zum wiederholten Male als das «zuverlässigste, transparenteste und sicherste Wahlsystem der Welt».
Keine Wahlbeobachter aus der EU
Die EU war bei der Abstimmung nicht mit Beobachtern vertreten, da Venezuelas Wahlbehörde eine Einladung aufgrund bestehender personenbezogener Sanktionen gegen Vertreter des Nationalen Wahlrats widerrufen hatte.
Vier ehemaligen lateinamerikanische Präsidenten wurden am Freitag nach Angaben der panamaischen Behörden an der Anreise zur Wahlbeobachtung gehindert. Die UNO hat zwar einige Wahlexperten entsandt, allerdings sind ihre Rollen begrenzt, da das Gremium keine öffentlichen Erklärungen zur Bewertung des Wahlverlaufs abgibt.